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Kurz und bündig

Alternative Medizin bei Krebs

Der Verzicht auf eine konventionelle Krebstherapie zu Gunsten alternativmedizinischer Behandlung geht mit einer geringeren Überlebenswahrscheinlichkeit in den ersten fünf Jahren nach Diagnose von Brust-, Lungen- oder Darmkrebs einher. Dies ist das Ergebnis einer retrospektiven US-amerikanischen Untersuchung.1 Anhand eines nationalen Krebsregisters werden die Daten aller Patienten (n = 1,68 Mio.) ermittelt, die zwischen 2004 und 2013 an nichtmetastasiertem Brust-, Prostata-, Lungen- oder Darmkrebs erkrankt sind. 281 (0,02%) von ihnen entscheiden sich initial gegen eine Operation, Chemo-, Strahlen- und/oder Hormontherapie und lassen sich stattdessen von nichtärztlichem Personal ausschließlich alternativmedizinisch behandeln. Die genauen Behandlungsmethoden sind unbekannt. Mehr Frauen (57%) als Männer entscheiden sich trotz potenziell kurativer Behandlungsmöglichkeit für alternative Therapieverfahren. Im Mittel sind diese Patienten etwa zwei Jahre jünger (60 versus 62 Jahre) als solche, die sich einer konventionellen Behandlung unterziehen. Die Wahl alternativer Heilverfahren ist außerdem mit höherem Bildungsgrad, Brust- oder Lungenkrebsdiagnose, höherem Krankheitsstadium (II oder III) und geringerer Komorbidität assoziiert. Die Überlebensrate der Patienten, die eine herkömmliche Primärtherapie abgelehnt haben, wird mit der von 560 konventionell behandelten Kontrollen verglichen, die ähnliche soziodemografische und klinische Merkmale aufweisen. Nach einer medianen Nachbeobachtung von 66 Monaten ist das Sterberisiko bei ausschließlich alternativer Behandlung 2,5-fach höher (Hazard Ratio [HR] 2,50; 95% Konfidenzintervall [CI] 1,88-3,27). Das Fünf-Jahres-Überleben von Patienten mit Brust- (58,1% vs. 86,6%; HR 5,68; 95% CI 3,22-10,4), Lungen- (19,9% vs. 41,3%; HR 2,17; 95% CI 1,42-3,32) oder Darmkrebs (32,7% vs. 79,4%; HR 4,57; 95% CI 1,66-12,61) ist signifikant, das von Patienten mit Prostatakarzinom numerisch schlechter (86,2% vs. 91,5% HR 1,68; 95% CI 0,68-4,17).1 Nur wenige Studien haben bisher den Effekt alternativmedizinischer Methoden auf das Überleben untersucht, wenn diese anstelle einer konventionellen Krebstherapie eingesetzt wurden. Zumindest bei Brustkrebs weisen frühere Studien ebenfalls auf eine Verschlechterung der Überlebensraten hin.2-5 Wird auf eine konventionelle Brustkrebstherapie verzichtet, scheint es unerheblich zu sein, ob stattdessen eine alternativmedizinische Behandlung erfolgt oder ganz auf eine Therapie verzichtet wird - die Prognose bleibt davon unbeeinflusst,5 -Red.

1JOHNSON, S.B. et al.: J. Natl. Cancer Inst., online publ. am 10. Aug. 2017; doi10.1093/jnci/djx145
2CHANG, E.Y. et al.: Am. J. Surg. 2006; 192: 471-3
3HAN, E. et al.: Ann. Surg. Oncol. 2011; 18: 912-6
4JOSEPH, K. et al.: World J. Surg. Oncol. 2012; 10: 118 (5 Seiten)
5SAQUIB, J. et al.: Complement Ther. Med. 2012; 20: 283-90

© 2017 arznei-telegramm, publiziert am 13. Oktober 2017

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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