TESTOSTERONGEL (TESTOGEL U.A.): HAUTKONTAKT MIT ANDEREN VERMEIDEN
Die Anwendung von Testosterongel (TESTOGEL u.a.) kann durch Hautkontakt auch bei anderen Personen zu einer Testosteronexposition führen.1 Die topischen Hormonzubereitungen sind hierzulande nur bei nachgewiesenem männlichen Hypogonadismus zugelassen und verschreibungspflichtig. Ausländische Versandhändler liefern entsprechende Präparate aber auch ohne Rezept zur Selbstmedikation – etwa zur Steigerung der Libido – illegal nach Deutschland. Mehrere aktuelle Kasuistiken berichten in Verbindung mit dem topischen Gebrauch von Testosteron durch Väter über eine vorzeitige Entwicklung sekundärer Geschlechtsmerkmale und Virilisierungserscheinungen bei ihren Kindern.2-4 Die im Verhältnis zur Körperoberfläche große Kontaktfläche und die dünnere Haut der Kinder erleichtern wahrscheinlich die Diffusion des Hormons.2 Der alltägliche Hautkontakt mit dem Vater reicht anscheinend aus, um bei exponierten Kindern die Ausbildung von Schamhaaren, Größenzunahme von Penis oder Klitoris, Brust- oder Knochenwachstum zu induzieren bzw. zu beschleunigen.2-4 Die Testosteron-Blutspiegel der sieben Monate bis sechs Jahre alten Kinder sind erhöht, zum Teil wird auch eine Aktivierung der hypothalamisch-hypophysären Achse beschrieben. Nach Beendigung der Exposition fallen die Testosteronspiegel in der Regel rasch ab, zum Teil bilden sich auch die körperlichen Symptome zurück.2-4
Laut Fachinformation sind Patienten vor Anwendung von Testosteronexterna über die Risiken einer Übertragung auf andere Personen aufzuklären. Das Gel sollte mit einem Applikator auf Arme, Schultern oder Bauch aufgetragen werden. Die Hände sollen nach Kontakt mit dem Externum mit Wasser und Seife gewaschen werden. Der Applikationsbereich ist mit Kleidung zu bedecken, nachdem das Gel getrocknet ist. Vor jeder absehbaren Situation mit Hautkontakt zu anderen Personen sollte der Patient duschen. Falls Patienten nicht in der Lage scheinen, diese Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, sollten topische Testosteronpräparate nicht verordnet werden.1
1 | Dr. Kade/Besins: Fachinformation TESTOGEL, Stand Mai 2017 |
2 | RAMOS, C.O et al.: Horm. Res. Paediatr. 2019; 24: 1-5 |
3 | MARTINEZ-RUBIO, M. et al.: Treating the father with testosterone inadvertently leads to treating the children: can this be prevented? Endocr. Rev. 2018; 39 (2) (Suppl.): Abstract; http://www.a-turl.de/?k=newi |
4 | DEDIC, D. et al.: Clin. Endocrinol. 2018; 89 (Suppl. 1): Abstract 259: 79-80 |
© 2019 arznei-telegramm, publiziert am 12. April 2019
Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten
Diese Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung sowie Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen ist nur mit Genehmigung des arznei-telegramm® gestattet.