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Kurz und bündig

E-Zigaretten – bronchitische Symptome durch Passiv-Exposition gegenüber Nikotindampf

Der Dampf von E-Zigaretten (vgl. a-t 2014; 45: 17-9) wird anscheinend als weniger bedenklich oder störend erachtet als Zigarettenqualm: Nach einer Untersuchung aus Australien, England, Kanada und den USA mit über 12.000 Teilnehmern erlauben 37,4% der aktiv bzw. bis vor Kurzem rauchenden Erwachsenen, dass in ihrer Wohnung geraucht wird, aber 60% der aktiven E-Zigaretten-Verwender, dass dort gedampft wird.1 Dazu mag beitragen, dass die Aromen in den E-Liquids die ausgeatmeten Aerosole angenehmer erscheinen lassen.2 Der Einfluss des passiven Mitdampfens auf die Gesundheit ist jetzt erstmals über mehrere Jahre prospektiv an Jugendlichen und jungen Erwachsenen untersucht worden: 2017 wurden 2.090 durchschnittlich 17,3 Jahre alte südkalifornische Schüler zunächst im Klassenraum mit selbst auszufüllenden Fragebögen zu häuslicher Exposition gegenüber Tabakqualm bzw. E-Zigaretten-Dampf und Gesundheitsdaten befragt. Anschließend folgten im jährlichen Abstand insgesamt drei Onlinebefragungen. Der Studie zufolge geht die häusliche Exposition gegenüber Nikotindampf aus E-Zigaretten im Vergleich zu nichtexponierten Teilnehmern – nach Adjustierung unter anderem für Selbstrauchen bzw. Selbstdampfen – mit einer Zunahme von Bronchitis und Husten (Odds Ratio [OR] 1,40; 95% Konfidenzintervall [CI] 1,06-1,84) sowie mit Kurzatmigkeit (OR 1,53; CI 1,06-2,21) einher. Die Autoren erachten eine Bestätigung der Ergebnisse für erforderlich.3 Auch andere Befunde lassen Risiken des Passiv-Dampfens erkennen: So sind Asthmasymptome bei Jugendlichen unter passiver Exposition gegenüber Nikotin-Dampf beschrieben.4 Die bei Anwendern von E-Zigaretten bekannte Hypersensibilitätspneumonitis ist inzwischen auch bei Passiv-Dampfern dokumentiert.5,6 Das Ausmaß der Feinstaubbelastung durch Dampf-Aerosole, die von Probanden ausgeatmet werden, ist nach einer italienischen Studie insgesamt zwar ein bis zwei Größenordnungen geringer als bei Zigarettenrauch. Die bei Gebrauch von E-Zigaretten ausgeatmeten Aerosole enthalten allerdings im Vergleich zu Tabakqualm ein Vielfaches an Nanopartikeln von lediglich 6 bis 26 nm Durchmesser (Tabakqualm: deutlicher Peak bei 100 nm), also gerade von Nanopartikeln, die besonders leicht in die Atemwege eindringen können.2

1NAHHAS, G.J. et al.: Addiction 2019; 114 (Suppl. 1): 107-14
2PALMISANI, J. et al.: Toxics 2019; 7: 59 (16 Seiten)
3ISLAM, T. et al.: Thorax, online publ. am 10. Jan. 2022 (6 Seiten); http://doi.org/10.1136/thoraxjnl-2021-217041
4BAYLY, J.E. et al.: Chest 2019; 155: 88-93
5GALIATSATOS, P. et al.: BMJ Case Rep. 2020; 13: e233381 (4 Seiten)
6CHAABAN, T.: Adv. Respir. Med. 2020; 88: 142-6

© 2022 arznei-telegramm, publiziert am 18. Februar 2022

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