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Kurz und bündig

Nochmals – schwere Bleivergiftung durch Ayurveda-Produkte

Mit reduziertem Allgemeinzustand, krampfartigen Bauchschmerzen, Anämie und blass-grauem Hautkolorit wird ein 24-jähriger Mann in einer Kölner Notaufnahme vorstellig. Eine vorausgegangene stationäre Abklärung hatte keine Diagnose ergeben. Auf Nachfrage berichtet er schließlich, dass er einen Monat lang ein ayurvedisches Heilmittel eingenommen habe, das ihm als generell gesundheitsfördernd empfohlen worden sei. In dem aus Indien stammenden Produkt ließen sich toxische Bleiwerte nachweisen.1 In Ayurveda-Produkten verwendete Schwermetalle sollen – so ist auf einer Ayurveda Internetseite zu lesen – „in höchst aufwändigen Verfahren ... in eine für den Körper verträgliche und heilsame Form umgewandelt“ werden (siehe auch a-t 2012; 43: 78-9).2 Hierfür werden unter anderem Hitze, Sesamöl, Buttermilch, Urin von Kühen und Arsensulfid verwendet.3 Aussagekräftige Belege für die Effektivität der Methode finden wir nicht. Bei Überprüfung von 193 randomisiert ausgewählten, im Internet angebotenen ayurvedischen Produkten werden 2008 bei jedem fünften auffällige Konzentrationen mindestens eines Schwermetalls nachgewiesen, meist Blei.1,4 Berichte über schwere Vergiftungsfolgen durch Blei und andere Schwermetalle – darunter auch Bleienzephalopathie3,5 – finden sich seit Jahrzehnten in der Literatur (a-t 2005; 36: 14). 2011 wurden bei 40% von 115 US-amerikanischen Anhängern von Ayurveda und anderen komplementären Behandlungen, die ihre Präparate überwiegend aus derselben indischen Ayurveda-Klinik bezogen haben, Blei-Blutspiegel von mindestens 10 µg/dl nachgewiesen, bei 9,6% von mindestens 50 µg/dl.5* Blei wirkt auf nahezu alle Organsysteme des Körpers toxisch und wird über Jahrzehnte im Knochen eingelagert. Die Symptome einer Vergiftung können unspezifisch sein.1 Es besteht Gefahr der verzögerten Diagnose, zumal Selbstmedikation wie mit Ayurveda bei der Anamnese oft erst auf direktes Nachfragen erwähnt wird. Mit Chelattherapeutika wie Dimercaptopropansulfonat (DMPS; DIMAVAL) kann die Ausscheidung von komplexiertem Blei gefördert werden.1

1SCHERBAUM, C.R. et al.: Dtsch. med. Wochenschr. 2022; 147: 253-7
2STAPELFELDT, E.: Rasayanas – Prävention und Gesundheitsförderung, undat.; https://a-turl.de/ndpm
3BREEHER, L. et al.: Int. J. Occup. Environ. Health 2015; 21: 303-7
4SAPER, R.B. et al.: JAMA 2008; 300: 915-23
5KARRI, S.K. et al.: Curr. Drug Saf. 2008; 3: 54-9
*Bei 50 µg/dl im Blut und Symptomen wird empfohlen, rasch mit einer Chelatortherapie zu behandeln.1

© 2022 arznei-telegramm, publiziert am 13. Mai 2022

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