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Kurz und bündig

Wirkt Vitamin D bei gesunden Erwachsenen gegen Frakturen?

Metaanalysen zufolge hat die Einnahme von Vitamin D ohne gleichzeitigen Zusatz von Kalzium bei Erwachsenen keinen positiven Einfluss auf das Frakturrisiko. Bei Kombination mit Kalzium ist ein frakturmindernder Nutzen bei älteren im Heim lebenden Frauen dokumentiert (a-t 2018; 49: 94-5 u.a.). Aktuell erscheint eine ergänzende Auswertung der doppelblinden VITAL-Studie, der mit Abstand größten randomisierten Untersuchung, die Aussagen zur Frage des Nutzens von alleinigem Vitamin D erlaubt. Primär ergab sich aus VITAL kein Hinweis auf die Verhinderung von Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Einnahme von täglich 2.000 I.E. Vitamin D gegenüber Plazebo (a-t 2018; 49: 103). Untersucht wurden 25.871 im Mittel 67 Jahre alte gesunde Männer und Frauen, die unabhängig vom Vorliegen von Vitamin-D-Mangel, niedriger Knochendichte oder Osteoporose in die Studie aufgenommen wurden. Nach medianer Nachbeobachtung über 5,3 Jahre findet sich auch hier kein Hinweis auf einen Einfluss auf Knochenbrüche insgesamt (5,9% vs. 6,0%, Hazard Ratio [HR] 0,98; 95% Konfidenzintervall [CI] 0,89-1,08) wie auch auf nichtvertebrale (5,6% vs. 5,7%; HR 0,97; 95% CI 0,87-1,07) sowie Hüftfrakturen (je 0,4%; HR 1,01; 95% CI 0,70-1,47).1 Die Aussagekraft wird dadurch eingeschränkt, dass bei etwa jedem fünften Teilnehmer, der eine Fraktur berichtet, Daten zur Bestätigung des Bruchs für die Auswertung fehlen. Zudem liegen die 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel* – vorhanden für 66% der Teilnehmer – eingangs im Mittel bei 31 ng/ml (77,5 nmol/l),1 d.h. in einem bei gesunden Erwachsenen als „ausreichend“2 eingestuften Bereich. 43% nehmen zuvor bereits Vitamin-D-Nahrungsergänzungsmittel ein – erlaubt sind in der Studie bis zu 800 I.E. pro Tag zusätzlich. Ein Vorteil errechnet sich aber auch nicht für die 13% der Teilnehmer mit einem Wert unter 20 ng/ml (50 nmol/l; HR 1,09; 95% CI 0,73-1,63),1 d.h. für Personen, die als „suboptimal“2 versorgt gelten. Außer bei schwerem Mangel oder für Hochrisikogruppen, z.B. gebrechliche und in ihrer Mobilität eingeschränkte, an das Haus gebundene Menschen, insbesondere in Pflegeheimen, oder Menschen, die nur mit bedeckter Haut ins Freie gehen, sehen wir weiterhin keine Indikation für eine Vitamin-D-Supplementierung bei Erwachsenen, –Red.

*25-Hydroxyvitamin-D, ein Vorläufer des aktiven Vitamin D, wird für die Beurteilung des Vitamin-D-Status bestimmt.2
(R = randomisierte Studie)
R1LeBOFF, M.S. et al.: N. Engl. J. Med. 2022; 387: 299-309
2Robert Koch-Institut: Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zu Vitamin D, Stand 25. Jan. 2019; https://a-turl.de/c289

© 2022 arznei-telegramm, publiziert am 26. August 2022

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