HÄUFIGE FRAGEN AN DIE REDAKTION

1. Kinder: Welchen Ersatz gibt es für Cisaprid?
2. Fortsetzen einer mit TICOVAC begonnenen FSME-Impfung mit ENCEPUR?

Flaches Liegen begünstigt den Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre. Hier kann Liegen mit etwas erhöhtem Oberkörper Linderung verschaffen. Als nichtmedikamentöse Massnahme ist bei Kindern zudem Verzicht auf Fruchtsäfte anzuraten, bei Erwachsenen Verzicht auf Essen und Alkohol möglichst innerhalb der drei Stunden vor dem Schlafengehen.

Wichtigste medikamentöse Ausweichmittel nach Ruhen der Zulassung von Cisaprid (ALIMIX, PROPULSIN; a-t 2000; 31: 63) sind die Prokinetika Metoclopramid (PASPERTIN u.a.) und Domperidon (MOTILIUM) sowie Säure-hemmende Mittel wie Antazida, H2-Antagonisten oder - wenn die anderen Massnahmen ohne Erfolg geblieben sind - Protonenpumpenhemmer.

Während der Austausch bei der Behandlung Erwachsener keine Schwierigkeiten bereitet, sind bei Kleinkindern Einschränkungen zu beachten. Domperidon ist hierzulande nicht für Kinder unter einem Jahr, Metoclopramid nicht für Kinder unter zwei Jahren zugelassen, der H2-Antagonist Cimetidin (TAGAMET u.a.) nicht für Kinder und Jugendliche und der Protonenpumpenhemmer Omeprazol (ANTRA u.a.) nicht für Kinder unter einem Jahr. Die Altersbeschränkungen bestehen bei uns meist nur, weil die Hersteller aus Kostengründen keine Studien an Kleinkindern durchgeführt haben (vgl. a-t 2000; 31: 17-8).

Im britischen Arzneimittelverzeichnis (British National Formulary) finden sich hingegen konkrete Angaben auch für Metoclopramid für Kleinkinder und Säuglinge: Kinder unter 1 Jahr (bis zu 10 kg): 2 x täglich 1 mg, Kinder von 1-3 Jahren (10 kg bis 14 kg): 2-3 x täglich 1 mg.

Für Cimetidin gelten in Grossbritannien für Kinder unter 1 Jahr Tagesdosierungen von 20 mg/kg Körpergewicht, für Kinder über 1 Jahr 25-30 mg/kg Körpergewicht (jeweils verteilt auf mehrere Dosierungen).

Eine Kinderdosis von 2 x täglich 2-4 mg/kg Körpergewicht wird bei Ranitidin (SOSTRIL u.a.) bei peptischem Ulkus erwähnt.

Vorsicht: Anwendung der Arzneimittel ausserhalb der in Deutschland zugelassenen Indikationen erfordert sorgfältige Aufklärung der Eltern sowie Dokumentation darüber in den Krankenakten. Bei funktionellen Störungen im Kindesalter gilt gegenüber jeglicher Art von Medikation besondere Zurückhaltung. Das gilt insbesondere für die bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen auftretenden reversiblen neuroleptischen Störwirkungen von Metoclopramid.

2. MIT TICOVAC BEGONNENE IMPFUNG MIT ENCEPUR FORTSETZEN?
Der FSME-Impfstoff TICOVAC ist so unverträglich, dass wir die sofortige Marktrücknahme fordern (a-t 2000; 31: 64). Von der Fortsetzung eines mit TICOVAC begonnenen Impfzyklus mit diesem Präparat raten wir ab. Sollte trotz strenger Indikationsstellung die weitere Impfung angezeigt sein, raten wir zur Folgeimpfung mit ENCEPUR. Diese Vakzine ist nicht durch eine extreme Häufung von Unverträglichkeitsreaktionen aufgefallen.

Studien zur FSME-Impfung mit verschiedenen Impfstoffen (insbesondere zürst TICOVAC, dann ENCEPUR) gibt es nicht. Wir kennen jedoch keinen plausiblen Grund, der dagegen spricht, eine mit TICOVAC begonnene Impfung mit ENCEPUR fortzusetzen.

Da Kinder trotz der vom Paul-EHRLICH-Institut empfohlenen Halbierung der Dosis auf 0,25 ml und trotz fiebersenkender Massnahmen häufig mit Kopfschmerzen und plötzlich ansteigendem hohen Fieber reagieren, ist die Nutzen-Risiko-Abwägung für TICOVAC negativ. Für unter Zwölfjährige gibt es derzeit keinen akzeptablen FSME-Impfstoff. Angesichts des überwiegend benignen Verlaufs der Erkrankung bei Kindern erscheint die Vakzination in aller Regel entbehrlich.

 
© Redaktion arznei-telegramm
blitz-a-t 17. Juli 2000