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Neu auf dem Markt

AROMATASEHEMMER EXEMESTAN (AROMASIN) BEI BRUSTKREBS

Seit Anfang des Jahres ist der Aromatasehemmer Exemestan (AROMASIN) im Handel. "Pille gegen Brustkrebs - deutsche Ärzte melden sensationelle Erfolge", titelt die Bildzeitung.1 Die Erwartungen, die durch diese Schlagzeile geweckt werden, lassen sich mit dem gegenwärtigen Kenntnisstand zu Exemestan nicht rechtfertigen.

EIGENSCHAFTEN:: Das Wirkprinzip ist nicht neu: Aromatasehemmer dienen seit den 80er Jahren zur palliativen Therapie des fortgeschrittenen Mammakarzinoms (a-t 1997; Nr. 2: 18-21). Das Enzym Aromatase katalysiert in nichtovariellen Geweben die Umwandlung von Androgenen in Östrogene, den Hauptsyntheseweg für Östrogene nach den Wechseljahren. Aromatasehemmer senken die Östrogenspiegel und dämpfen so das Wachstum hormonabhängiger Tumoren. Der älteste Vertreter, das nichtsteroidale Aminoglutethimid (ORIMETEN u.a.), blockiert auch die Synthese anderer Hormone wie Kortisol und wird schlecht vertragen. Neuere Mittel wirken selektiver. Hierzu gehören das parenteral anzuwendende steroidale Formestan (LENTARON DEPOT) sowie die nichtsteroidalen Varianten Anastrozol (ARIMIDEX) und Letrozol (FEMARA). Das selektive steroidale Exemestan soll wie Anastrozol und Letrozol den Östrogenspiegel auf 5% bis 10% des Ausgangswertes senken.2 Dass es die Aromatase irreversibel hemmt, ist bei der üblichen Halbwertszeit des Enzyms (etwa zwei Tage) kein relevanter Vorteil.

NUTZEN: Die Aromatasehemmer Anastrozol und Letrozol sind bei fortgeschrittenem Mammakarzinom als Mittel der zweiten Linie nach Versagen des Antiöstrogens Tamoxifen (NOLVADEX u.a.) angezeigt. Direkte Vergleiche beider Substanzen gibt es nicht. In Phase-III-Studien wirken sie mindestens so gut wie das Gestagen Megestrolazetat (MEGESTAT) oder das unspezifische Aminoglutethimid, werden aber besser vertragen.3-5

Zu Exemestan sind bislang nur Phase-I- und -II-Studien vollständig veröffentlicht. Nach einem im vergangenen Jahr auf einem Kongress präsentierten klinischen Vergleich (Phase III) soll auch Exemestan (25 mg/Tag) hinsichtlich Tumorprogression und Überlebenszeit mindestens so wirksam sein wie Megestrolazetat (160 mg/Tag). Studienabbrüche wegen unerwünschter Wirkungen kommen unter Exemestan seltener vor als unter dem Gestagen (2% vs. 5%).6,7

VERTRÄGLICKEIT: Hitzewallungen, Übelkeit, Müdigkeit, Schwitzen, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Depression gehören zu den häufigen unerwünschten Wirkungen (6% bis 22%).7,8 Bei etwa 20% wird ein gelegentlicher Rückgang der Lymphozyten beobachtet. Thrombozytopenie, Leukopenie und Anstieg der Leberenzyme kommen vor, ebenso androgene Effekte wie Hypertrichose, Haarverlust, Heiserkeit und Akne.8,9

KOSTEN: Die drei per os verfügbaren Aromatasehemmer Exemestan (AROMASIN), Anastrozol (ARIMIDEX) und Letrozol (FEMARA) werden auf den Pfennig genau zum gleichen Hochpreis angeboten. Die Behandlung kostet pro Monat 453 DM, bei Verwendung der Großpackungen zu 100 Tabletten 430 DM.

FAZIT: Mit Exemestan (AROMASIN) wird der dritte als Tablette erhältliche selektive Aromatasehemmer zur Behandlung des fortgeschrittenen Mammakarzinoms angeboten. Ein Vorteil gegenüber den beiden älteren, gleich teuren, aber besser erprobten nichtsteroidalen Mitteln Anastrozol (ARIMIDEX) und Letrozol (FEMARA) lässt sich nicht erkennen.

© 2000 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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