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Therapiekritik

STELLENWERT VON GYRASEHEMMERN IM AMBULANTEN BEREICH (Langversion)

Im Juni 2023 wurde per Rote-Hand-Brief1 erneut auf die bereits seit 2019 geltenden Anwendungseinschränkungen2 systemisch und inhalativ angewendeter Gyrasehemmer (Fluorchinolone) hingewiesen. Betroffen sind Ciprofloxacin (CIPROBAY, Generika), Ofloxacin (OFLOXACIN STADA u.a.), Levofloxacin (TAVANIC, Generika), Moxifloxacin (AVALOX, Generika), Norfloxacin (NORFLOHEXAL u.a.) und das zwar zugelassene, in Deutschland derzeit aber nicht vermarktete Delafloxacin. Alle können zu belastenden, potenziell lang anhaltenden und möglicherweise irreversiblen Störwirkungen führen (siehe a-t 2019; 50: 56). Anlass des aktuellen Rote-Hand-Briefs ist eine Analyse von Verschreibungsraten für Gyrasehemmer in der EU, die weiterhin zu häufige Verordnungen außerhalb zugelassener Indikationen erkennen lässt.3

Laut Rote-Hand-Brief sollen Gyrasehemmer nicht verordnet werden, wenn zuvor schwerwiegende Schadwirkungen unter den Mitteln aufgetreten sind, bei nicht schweren oder selbstlimitierenden Infektionen (z.B. Pharyngitis, Tonsillitis, akute Bronchitis), bei nichtbakteriell verursachten Infektionen (z.B. nichtbakterielle chronische Prostatitis), zur Prävention der Reisediarrhö oder rezidivierender Harnwegsinfektionen und bei (wörtlich) „leichten bis mittelschweren Infektionen (einschließlich unkomplizierter Zystitis, akuter Exazerbation einer chronischen Bronchitis und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung [COPD], akuter bakterieller Rhinosinusitis und akuter Otitis media), es sei denn, andere Antibiotika, die üblicherweise für diese Infektionen empfohlen werden, werden als ungeeignet erachtet“.1 Es fällt auf, dass für mehrere der von den Einschränkungen betroffenen Anwendungen Gyrasehemmer ohnehin nicht zugelassen (Pharyngitis, Tonsillitis, Prävention der Reisediarrhö oder rezidivierender Harnwegsinfektionen) oder Antibiotika grundsätzlich sinnlos sind (nichtbakterielle Infektionen). Unkomplizierte Zystitis, Bronchitis, COPD-Exazerbationen oder Rhinosinusitis sind in den Fachinformationen als Indikationen zudem nicht gestrichen worden, sondern nur durch die obigen völlig unpräzisen Formulierungen des Rote-Hand-Briefs ergänzt worden.4-8  mehr 

© 2023 arznei-telegramm, publiziert am 20. Oktober 2023

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