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Nebenwirkungen

NIEDRIGEN BLUTDRUCK IN DER SCHWANGERSCHAFT BEHANDELN?

Kölner Gynäkologen prüften in einer prospektiven Studie die Behandlungsbedürftigkeit der Schwangerschaftshypotonie. Sie untersuchten 700 normotone und 70 hypotone Schwangere. Zwischen beiden Gruppen finden sich keine signifikanten Unterschiede – weder in bezug auf Schwangerschaftsrisiken und Entbindungsart noch auf Komplikationen subpartal oder das Geburtsgewicht. Etwas erhöht war der prozentuale Anteil atonischer Nachblutungen in der Hypotonie-Gruppe.1

Die aus retrospektiven Studien abgeleitete Annahme, daß hypotone Blutdruckwerte unabhängig von Symptomen als Risikofaktor für eine bestehende Schwangerschaft anzusehen sind, wird nicht bestätigt. Eine Behandlung mit Dihydroergotamin (DET MS RETARD u.a.) erübrigt sich, zumal über unerwünschte Folgen berichtet wird: Eine 30jährige Schwangere (29. Woche) nahm Dihydroergotamin per os und bekam 10 Tage danach vorzeitig Wehen und schließlich eine Frühgeburt in der 36. Woche.2

Eine Kollegin aus dem norddeutschen Raum berichtet uns von einem Kindstod in der 37. Schwangerschaftswoche. Die Schwangere hatte gegen ihren niedrigen Blutdruck ab der 28. Schwangerschaftswoche täglich 2 Kapseln DET MS RETARD eingenommen. Pathologisch lag eine Endangitis obliterans bei Plazenta-Insuffizienz vor (NETZWERK-Fall 4098).

FAZIT: Etwa 5% bis 35% der Schwangeren haben aufgrund der Anpassungsvorgänge im mütterlichen Organismus niedrige Blutdruckwerte.3 Eine medikamentöse Therapie erübrigt sich jedoch, da die Hypotonie weder Mutter noch Kind beeinträchtigt.

1

WOLFF, F. et al.: Geburtsh. u. Frauenheilk. 50 (1990), 842

2

LIPPERT, T. H., H. R. BÖHM: Geburtsh. u. Frauenheilk. 42 (1982), 866

3

Ärzte Ztg. vom 27. Nov. 1990


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