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Wirkungsverlust von Nitraten durch Absorption in Infusionsschläuchen: Bei instabiler Angina pectoris und akutem Herzinfarkt wird Glyzeroltrinitrat (TRINITROSAN u.a.) intravenös infundiert. Ungeeignetes Infusionsmaterial kann den Erfolg dieser Maßnahme in Frage stellen. Schläuche aus Polyvinylchlorid (PVC) absorbieren zu Beginn der Infusion bis zu 83% des Glyzeroltrinitrats und bis zu 68% von Isosorbiddinitrat (ISOKET u.a.). Je größer die Oberfläche des Schlauchs und je länger die Kontaktzeit ist, desto mehr Wirkstoff geht verloren: Besonders ungünstig wirken sich langsame Infusionsgeschwindigkeit sowie lange und weitlumige Schläuche aus. Schlauchmaterial aus Polyethylen (PE) nimmt hingegen keine Nitrate auf. PE-Schläuche sind jedoch nicht ausreichend transparent, nicht reißfest und nicht sehr flexibel, weswegen meist PVC-Material vorgezogen wird. Die PVC- Schläuche sättigen sich bei andauernder Infusion allmählich mit Nitraten, so daß trotz gleichbleibender Infusionsgeschwindigkeit die den Patienten erreichende Dosis ansteigt. Wird das Schlauchsystem während der Infusion gewechselt, nimmt die den Patienten erreichende Nitratmenge schlagartig ab, da das neue System wieder vermehrt Nitrate absorbiert (BECHTOLD, H. et al.: Dtsch. med. Wschr. 116 [1991], 1533). Wirkstoffabsorption an PVC- Schläuchen ist kein Einzelfall. Clomethiazol (DISTRANEURIN), Diazepam (VALIUM u.a.), Insulin einschließlich der enthaltenen Bakteriostatika, einige Phenothiazine, Thiopental (TRAPANAL u.a.) und Warfarin können in klinisch relevanter Menge im PVC-Material verbleiben (MARTINDALE: "The Extra Pharmacopoeia", The Pharmaceutical Press, 29. Aufl., 1989, Seite 1603 / ati d).


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