Parazetamol (BEN-U-RON u.a.) gilt als insgesamt gut verträgliches Schmerzmittel abgesehen von der Leberschädigung durch
Überdosierung, die mit Azetylzystein (FLUIMUCIL ANTIDOT u.a.) als Antidot meist beherrscht werden kann (vgl. a-t 7
[1990], 66). Nun mehren sich Berichte über ernsthafte Leber- und Nierenschäden nach gebräuchlichen Parazetamol-Dosen, wenn gleichzeitig
ein Alkoholmißbrauch vorliegt.
In einem schwedischen Krankenhaus wurden 43 Personen, die mit Parazetamolintoxikation bzw. Parazetamol-induzierten Organschäden aufgenommen
wurden, in einer retrospektiven Studie auf ihre Alkoholanamnese hin durchleuchtet. Unter zwölf Patienten mit akutem Leberschaden fanden sich zunächst
vier Alkoholiker, von denen einer auch eine Nierenschädigung aufwies. Bei fünf weiteren ergab sich eine Parazetamol-Einnahme von ca. 5 g/Tag
verbunden mit Alkoholmißbrauch. Vier dieser fünf Patienten hatten eine Leberschädigung mit deutlich erhöhten Leberenzymwerten. Bei drei der
vier Lebergeschädigten fand sich auch erhöhtes Serumkreatinin. Klinisch verlaufen Leberschäden unter Alkoholeinfluß ernsthafter als
gewöhnliche Parazetamol-Überdosierungen. Normalerweise werden toxische Stoffwechselprodukte von Parazetamol durch Glutathion inaktiviert, das in
der gesunden Leber ausreichend vorhanden ist. Durch Alkoholmißbrauch und der damit verbundenen Enzyminduktion nimmt die Menge der toxischen
Abbauprodukte zu. Hierin wird die Ursache der Leberschädigung gesehen. Die bei Alkoholikern verbreitete Unterernährung mag zur verminderten
Glutathionproduktion beitragen.
FAZIT: Wegen des erhöhten Risikos der Leber- und Nierenschädigung ist Alkoholikern von der regelmäßigen oder hochdosierten Einnahme
von Parazetamol (BEN-U-RON u.a.) Schmerzmitteln abzuraten.
DENISON, H. et al.: Läkartidningen 88 (1991), 2664
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