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Korrespondenz

L-CARNITIN (Z.B. BIOCARN) – EINE "SCHLANKMACH-PILLE"?

In den letzten Tagen wird in unserer Apotheke aufgrund eines Berichts in der "Bild Zeitung" nach L-Carnitin gefragt. Erfüllt L-Carnitin diese in dem Bericht geweckten Versprechungen?

Dr. S. PFITZER (Apotheker)
W-7312 Kirchheim


Das in der Leber aus den Aminosäuren Lysin und Methionin gebildete L-Carnitin vermittelt den Transport langkettiger Fettsäuren in die Mitochondrien, den Ort der Fettsäureoxidation. Carnitin findet sich bei Säugetieren in fast allen Geweben, besonders im Muskel. Tierische Nahrungsmittel enthalten beträchtliche Mengen: 100 g Rindfleisch etwa 60 mg.1

Nach der Aufbereitungsmonographie ist L-Carnitin bei primärem und sekundärem Carnitinmangel angezeigt.2 Bis 1986 waren der amerikanischen Gesundheitsbehörde weniger als 50 Personen mit primärem Carnitinmangel bekannt. Dieser geht mit starker Muskelschwäche einher und bei Kleinkindern mit Leber-, Herz- und Enzephalopathien mit zum Teil tödlichem Ausgang. Sekundärer Mangel kann bei hämodialysierten Patienten eintreten.1 Weitere vermutete Mangelzustände lassen sich nicht belegen.

Es gibt derzeit keine Daten, die einen Nutzen von L-Carnitin bei Übergewicht belegen. Die bisher vorliegenden Untersuchungen liefern keine Hinweise auf eine Wirksamkeit zur Behandlung der Adipositas.3 Der "Bild"-Bericht weckt falsche Hoffnungen für eine nicht zugelassene Indikation, die teuer bezahlt werden müssen. Nach wie vor sind Umstellungen von Ernährungs- und Lebensgewohnheiten Mittel der Wahl, –Red.

1

FREI, A.: pharma-kritik 9 (1987), 15

2

Pharm. Ztg. 135 (1990), 227

3

HAUNER, H.: Dtsch. med. Wschr. 113 (1988), 792


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