Folsäure "Begleittherapeutikum" hormonaler Kontrazeptiva? Mit dem Slogan "Die Pille zur Pille" empfiehlt Sanorell Pharma Folsäure (FOLARELL, 5 mg/Tbl) als "Begleittherapeutikum bei der Kontrazeption" (Schreiben der Sanorell Pharma vom 30. Juli 1993). Tatsächlich können Östrogen-Gestagen-haltige Verhütungsmittel die Folsäure-Aufnahme über den Darm beeinträchtigen und den Folsäure-Serumspiegel senken. Der Effekt ist jedoch nur gering und ohne Bedeutung für Frauen, die sich gesund ernähren folatreich sind beispielsweise grünes Blattgemüse, Vollkornmehl und Eier. Megalozytäre Anämien scheinen nur Frauen zu entwickeln, die sich folatarm ernähren oder unter Darmerkrankungen leiden (HARAMBURU, F. in: "Meyler's Side Effects of Drugs", 12. Aufl., 1992, Elsevier, Amsterdam, Seite 1000). Zur Behandlung dieser Blutarmut genügt es, die "Pille" abzusetzen oder zusätzlich für einige Monate täglich 1 mg Folat zu verordnen, bei Malabsorption 5 mg/Tag. Vorher ist auszuschließen, daß Vitamin B12 fehlt (SCHOLLMEYER, P. in: "Fragen aus der Praxis" Bd. 2, 1991, Marseille, München, Seite 103). Frauen, die kurz nach Absetzen oraler Kontrazeptiva schwanger werden, laufen eher Gefahr, ein Folsäure-Defizit zu entwickeln, das in der Schwangerschaft immer vorliegen kann. Deshalb empfiehlt die US-Gesundheitsbehörde allen Schwangeren, täglich Minidosen Folsäure (0,4 mg, z.B. in PLASTULEN N: 0,5 mg Folsäure + 102 mg Eisen) einzunehmen, um Neuralrohrdefekten des Feten vorzubeugen (vgl. a-t 4 [1993], 39). Eine generelle Komedikation mit Folsäure ist für Frauen unter der "Pille" überflüssig. Mit 0,56 DM pro Tablette würde FOLARELL die Kosten der Verhütungsmethode verdoppeln. |
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