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Korrespondenz

INSULIN: UMSTELLUNG AUF 100 E/ML –
DIE BESCHLOSSENE VERSCHWENDUNG

Am 14. Mai 94 wurden die ca. 1600 Mitglieder der Deutschen Diabetesgesellschaft von dem Beschluß des Vorstands in Kenntnis gesetzt, ab 1997 die derzeitig gültige Konzentration der Insulinpräparate von 40 Einheiten pro ml auf generell 100 pro ml umzustellen. Der Vorstand betont dabei, daß es keine (medizinischen) Sachargumente gibt, die für eine Änderung der Insulinkonzentration von 40 auf 100 E. pro ml sprechen (a-t 7 [1990], 61).

Diese Maßnahme verteuerte die Diabetestherapie in anderen Ländern um ca. 20%. Das konzentrierte 100er Insulin hat gegenüber dem bisherigen 40er Insulin veränderte Absorptionseigenschaften (es wird langsamer absorbiert). Es läßt sich weniger genau dosieren. Bestimmte, derzeit zur Behandlung genutzte Insuline lassen sich nicht in die konzentriertere Form überführen – sie würden ab 1997 nicht mehr zur Verfügung stehen.

Die Umstellungsaktion hat in der Schweiz vor vier Jahren 300.000 Franken gekostet – für Deutschland kämen 1997 mindestens 3-5 Millionen DM in Betracht. Sollen die Krankenkassen dafür aufkommen? Die Ärzteschaft wird durch zwangsläufig zunehmenden Insulinverbrauch (mit 100er Insulin) mehr Insulin verordnen müssen und damit ihr Arzneimittelbudget unnötig belasten. Es hat den Anschein, als würde mit diesem Beschluß nichts anderes getan, als die europaweit ohnehin in Deutschland am besten verdienende Insulinindustrie (Hauptsponsor der Deutschen Diabetesgesellschaft; Jahresumsatz ca. 500 Millionen DM bei ca. 500.000 insulinpflichtigen Diabetikern) verdeckt zu subventionieren. Dieser Beschluß sollte schleunigst revidiert werden.

Prof. Dr. med. E. CHANTELAU
Diabetesambulanz MNR-Klinik
D-40001 Düsseldorf

...Zu Ihren Ausführungen wäre hinzuzufügen, daß die Genauigkeit der Insulinapplikation bei höheren Konzentrationen des Insulins selbstverständlich leidet. Andererseits muß man Verständnis dafür haben, daß eine europaweite Anpassung sicherlich dann erfolgen müßte, wenn die deutsche Diabetologie sozusagen als einziges Land bei U40 bleiben würde...

Prof. Dr. med. H. MEHNERT
Deutsche Diabetes-Union, Präsident
D-82152 Krailling

...Auch für die AOK ist diese Entscheidung nicht nachvollziehbar...

Dr. AHRENS
AOK-Bundesverband
D-53177

...Im Insulinmarkt sehe ich ein Oligopol von Anbietern, das eine durchaus differenzierte Produktpalette in den Markt gebracht hat mit relativ eng beieinander liegenden Preisen. Nach meiner persönlichen Einschätzung ist ein Preismißbrauchs-Verfahren chancenlos...

W. HARTMANN-BESCHE
Bundesministerium für Gesundheit
D-53108 Bonn


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