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Allopurinol (ZYLORIC u.a.) – bedrohliche Überempfindlichkeit und Nierenfunktion: Allopurinol (ZYLORIC u.a.) hemmt die Harnsäurebildung und gilt als Mittel der Wahl zur medikamentösen Behandlung der Gicht, wenn trotz Diät klinische Symptome vorliegen bzw. der Harnsäuregehalt im Blut 9 mg/dl (0,54 mmol/l) übersteigt. Ein Allgemeinmediziner berichtet dem NETZWERK über einen 67jährigen, der nach dreitägiger Einnahme von Allopurinol wegen eines Harnsäurespiegels von 8,5 mg/dl ein lebensbedrohliches LYELL-Syndrom entwickelt (NETZWERK- Bericht 5671). Ein 85jähriger mit Herzinsuffizienz nimmt zusätzlich zu Enalapril (XANEF COR) u.a. täglich 300 mg Allopurinol wegen Hyperurikämie. Er erkrankt an STEVENS-JOHNSON-Syndrom und verstirbt nach elf Tagen (5643). Wir verzeichnen im NETZWERK vier weitere Berichte über toxische epidermale Nekrolyse (LYELL; 1649, 4460, 4611, 5863) und ein Hautexanthem in Verbindung mit Nierenversagen (2806). Schwere und Häufigkeit der Störwirkungen machen eine sorgfältige Indikationsstellung erforderlich. Nach Übersichtsartikeln zum Allopurinol- Überempfindlichkeits-Syndrom erhalten 50% bis 75% der Behandelten den Xanthinabkömmling bei symptomloser Hyperurikämie. Als Vorzeichen der Immunreaktion setzen Fieber und Eosinophilie meist innerhalb von zwei bis sechs Wochen nach Therapiebeginn ein. Hepatitis, Nierenversagen und schwerste mukokutane Reaktionen enden für über 20% der Betroffenen tödlich. Oft liegt eine Vaskulitis vor, die wahrscheinlich durch den lang wirkenden Hauptmetaboliten Oxipurinol (Halbwertszeit 1 Tag) getriggert wird. Besonders häufig ist die immunallergische Reaktion bei gleichzeitiger Einnahme von Thiazid-Diuretika oder ACE-Hemmern. Vier von fünf der Betroffenen sollen trotz Zeichen einer Nierenfunktionsstörung die Standarddosis von 300 mg erhalten haben (KUMAR, A. et al.: Brit. Med. J. 312 [1996], 173/ati d). Während Firmen wie Boehringer Mannheim (UROSIN) und Glaxo Wellcome (ZYLORIC) eine Dosisreduktion erst unterhalb einer Kreatinin-Clearance von 20 ml/min empfehlen (Rote Liste 1995, 43 016 und 43 017), erscheint uns die US-amerikanische Empfehlung einer kontinuierlichen Anpassung der Dosis an die Nierenfunktion ratsam, z.B. 200 mg/Tag bei einer Kreatinin-Clearance von 60 ml/min (a-t 6 [1984], 51; 1 [1989], 5 und 6).


© 1996 arznei-telegramm

Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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