NICORANDIL BEI ANGINA PECTORIS? |
Die Nikotinamid-Variante Nicorandil (Schweiz, Österreich: DANCOR) wird in verschiedenen europäischen Ländern zur Dauerbehandlung der Angina pectoris angeboten, nicht jedoch in Deutschland. Mittel der Wahl für diese Indikation sind die nachweislich lebensverlängernd wirkenden Betablocker. Bei Kontraindikation oder nicht ausreichender antianginöser Wirksamkeit kommen alternativ oder zusätzlich Kalziumantagonisten und Nitrate per os in Betracht. Nicorandil wird in internationalen Leitlinien entweder gar nicht1,2 oder als fernere Wahl3 empfohlen. EIGENSCHAFTEN: Nicorandil ist ein Nitratester von Nikotinamid. Wie Standardnitrate wirkt es durch freigesetztes Stickstoffmonoxid
gefäßerweiternd. Als weiterer Wirkmechanismus wird arterielle Dilatation durch Öffnung ATP-abhängiger Kaliumkanäle beansprucht. ATP-
abhängige Kaliumkanäle kommen in einer Vielzahl von Geweben vor, darunter Herz, Skelett- und Gefäßmuskulatur sowie Betazellen des
Pankreas. Bei Myokardischämie soll die Öffnung dieser Kanäle eine Hyperpolarisation der Herzmuskelzelle mit elektrischer Unerregbarkeit bewirken
und so die strukturelle Integrität der Zelle bewahren (sog. ischämische Präkonditionierung). Nicorandil soll diese Präkonditionierung quasi
imitieren. KLINISCHE WIRKSAMKEIT: In kleinen plazebokontrollierten Studien verlängert Nicorandil die Zeit bis zum Auftreten von Brustschmerzen unter
Belastung, die gesamte Belastungszeit sowie die Zeit bis zu Ischämiezeichen im EKG.4 Entgegen den Herstelleraussagen scheint sich wie bei
Standardnitraten Toleranz zu entwickeln. In einem neueren Vergleich unterscheidet sich der antianginöse Effekt nach zwei Wochen nicht von Plazebo,
während der blutdrucksenkende Effekt erhalten bleibt.5 Zu ähnlichem Ergebnis kommen zwei ältere Studien,6,7 von denen eine
nur als Abstract publiziert ist.7 In einer ist der antianginöse Effekt nach zwei Wochen abgeschwächt,6 in der anderen wirkt Nicorandil
nach zwei Wochen nicht besser als Plazebo.7 ![]() |
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