AFA-ALGE: IRREFÜHRENDE WERBUNG, BEDENKLICHE PRODUKTE
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Derzeit werden so genannte AFA-Algen als "Komplettnahrung für die grauen Zellen des Gehirns" auch über das Internet als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Dabei handelt es sich um Produkte, die aus Blaualgen (auch Blaugrünalgen genannt; AFA-Algen: Aphanizomenon flos-aquae) hergestellt werden. Diese stammen aus dem Klamath-See (Oregon, USA). Die den Algen zugeschriebenen Effekte sind abstrus. Polypeptide der Algen sollen Umweltgifte binden und sogar aus dem Gehirn abtransportieren (1). Die Algen sollen bei Depressionen, Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS), Schlafstörungen u.a. helfen (2). Sobald jedoch arzneiliche Indikationen beansprucht werden, ist eine Zulassung als Arzneimittel erforderlich und das Produkt ohne diese nicht verkehrsfähig. Für die behaupteten medizinischen Wirkungen gibt es "keinerlei wissenschaftliche Belege" (2). Verwendung von AFA-Algen bei ADHS "ist Quacksalberei" (3). Dem nicht belegten Nutzen stehen Sicherheitsbedenken entgegen. Die Versprechungen können Verbraucher verleiten, notwendige und wirksame Therapien abzusetzen und statt dessen AFA-Produkte zu verwenden (2). Eine Vielzahl von Algenspezies bildet zudem Toxine. Nach einer Untersuchung der Gesundheitsbehörde von Oregon von 1996 enthielten 85 von 87 Proben Mikrozystine, die aus einer mit der AFA-Alge koexistierenden Algenspezies stammen. Diese gelten als kanzerogen, hepatotoxisch und das Nervensystem schädigend. Bei 63 (72%) der untersuchten Proben wurden die zulässigen Höchstgrenzen überschritten (1,4). Die Bluegreen GmbH, deutsche Vertriebsfirma von AFA-Algen-Produkten, behauptet, dass auf Grund dieser Befunde "alle Erntechargen gefiltert und in unabhängigen Laboren auf mögliche Rückstände von Mikrozystin ... kontrolliert" würden (5). Belege dafür fehlen, dass durch "Filtern" toxische Bestandteile abgetrennt werden können. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte verweist darauf, dass auch weitere Untersuchungen in den Folgejahren "offenbar ausnahmslos" einen hohen, den Grenzwert der WHO überschreitenden Mikrozystingehalt ergeben haben sollen (1). Achtung: Vergiftungssymptome wie Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen u.a. werden bisweilen irreführend als "reinigende Wirkung" bezeichnet (1). Kinder sollen AFA-Algenprodukte grundsätzlich nicht verzehren (2,6). Auch Erwachsenen ist von den Produkten abzuraten. |
1 | BfArM: Schreiben vom 29. Jan. 2002 |
2 | Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin: Pressedienst vom 21. März 2002 |
3 | Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker: Pharm. Ztg. 2002; 147: 6 |
4 | GILROY, D.J. et al.: Environ. Health Perspect. 2000; 108: 435-39 |
5 | Pharm. Ztg. 2002; 147: 559 |
6 | Health Canada: Information - blue-green algae, Mai 1999 |
© Redaktion arznei-telegramm
blitz-a-t 22. März 2002 |
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