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Korrespondenz

RABATTVERTRÄGE: KV UND BERUFSVERBAND EMPFEHLEN BOYKOTT

Anlässlich eines Rabattvertrags der AOK Bayern mit der Firma Lilly über das Olanzapin-Original ZYPREXA (a-t 2008; 39: 1-3) empfehlen sowohl die KV Bayern1 als auch der bayerische Landesverband des Berufsverbandes deutscher Nervenärzte2 ihren Mitgliedern, statt ZYPREXA ein preisgünstiges Generikum zu verordnen und eine Substitution auszuschließen. Begründet wird dies unter anderem damit, dass nicht offengelegt wird, ob der durch den Rabattvertrag erzielte Preis wirklich so günstig ist wie der des günstigsten verfügbaren Generikums.1 Immerhin beträgt der nicht rabattierte Preis für 70 Tabletten zu 10 mg Olanzapin beim Original 597 € und ist damit doppelt so hoch wie der des preiswertesten Generikums (OLANZAPIN-BIOMO: 299 €). Zudem soll der Rabatt nur gewährt werden, wenn 70% der Olanzapin-Verordnungsmenge über ZYPREXA abgewickelt wird.2 KV und Berufsverband befürchten daher Regresse.1,2

Wir haben die AOK Bayern um Stellungnahme gebeten:

... Die Rabattvereinbarung gewährleistet zum gegenwärtigen Zeitpunkt - auch unter Betrachtung des generischen Wettbewerbes bei Olanzapin-Arzneimitteln - die wirtschaftliche Verordnung... Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Ihnen aufgrund des vereinbarten Stillschweigens über den Inhalt des Vertrages keine detailliertere Auskunft geben können...3

Der Vorstoß von KV und Berufsverband geht unseres Erachtens in die richtige Richtung: Der Inhalt von Rabattverträgen muss öffentlich gemacht werden, damit die verordnenden Ärzte und die Beitragszahler nachvollziehen können, welche Kosten eine Verschreibung verursacht. In dem Schreiben der AOK wird zudem ein weiteres Problem deutlich: Sinken die Preise der Generika, kann sich ein zunächst günstig erscheinender Rabattpreis schnell als unwirtschaftlich erweisen.

Nach uns vorliegenden Informationen wird in der Vereinbarung ein gestaffelter Rabatt ab 40% tatsächlich erst dann gewährt, wenn mindestens 70% der Vorjahresmenge Olanzapin als ZYPREXA verordnet werden. Einsparungen gegenüber dem derzeit preiswertesten Generikum ließen sich beim oben erwähnten Beispiel danach aber nur erzielen, wenn die Verordnungsmenge mehr als 10% über der des Vorjahres liegt, Ärzte also Patienten von anderen Wirkstoffen auf Olanzapin umstellen, -Red.

  1 Kassenärztliche Vereinigung Bayern: Verordnung aktuell vom Dez. 2007
  2 Berufsverband deutscher Nervenärzte, Landesverband Bayern: Rundmail 2_08 vom 23. Jan. 2008
  3 BERGER, D. (AOK Bayern): Schreiben vom 4. Febr. 2008

© 2008 arznei-telegramm, publiziert am 15. Februar 2008

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