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Herpes zoster unter COVID-19-Impfstoff COMIRNATY

Bei einer 66-jährigen Frau, die seit Jahren rezidivierend unter Herpes zoster leidet, tritt etwa fünf Tage nach der Zweitimpfung mit der COVID-19-Vakzine von BioNTech/Pfizer (BNT162b2; COMIRNATY) eine Gürtelrose im Lendenwirbelbereich auf (NETZWERK-Bericht 18.122). Auch ein 80-Jähriger entwickelt drei Tage nach der zweiten Impfung mit BNT162b2 einen Herpes zoster (18.086), ebenso eine 29-Jährige fünf Tage nach der ersten Impfung (18.228). Darüber hinaus wurden uns zwei weitere Berichte über (massive) Gürtelrose drei Wochen nach zweiter bzw. eine Woche nach erstmaliger Anwendung des mRNA-Impfstoffes übermittelt (18.056 und 18.057). Verdachtsmeldungen zu Herpes zoster sind in der europäischen Nebenwirkungsdatenbank zu allen vier COVID-19-Impfstoffen dokumentiert, am häufigsten in Verbindung mit der – auch mit Abstand am meisten verfügbaren1 – BioNTech-Vakzine (7.580 Berichte, mRNA-1273; SPIKEVAX: 1.088, AZD1222; VAXZEVRIA: 2.770, Ad26.COV2.S; COVID-19 VACCINE JANSSEN: 154).2 Das Paul-Ehrlich-Institut, das in seinen monatlichen Sicherheitsberichten die Zahl der gemeldeten Herpes-zoster-Erkrankungen mit der zu erwartenden Häufigkeit vergleicht, hat bislang für keinen der vier zugelassenen Impfstoffe ein Risikosignal ermittelt.3 Auch die schweizerische Arzneimittelbehörde Swissmedic ging auf Basis entsprechender Untersuchungen im Juli 2021 davon aus, dass es sich bei den Meldungen zu Gürtelrose „eher um ein zufälliges zeitliches Zusammentreffen“ handelt als um eine Störwirkung der (zu diesem Zeitpunkt dort ausschließlich verfügbaren) beiden mRNA-Impfstoffe.4 In einer Kohortenstudie aus Israel wird zwar auf Basis von Krankenversicherungsdaten für die BioNTech-Vakzine innerhalb von 42 Tagen nach der ersten Dosis ein gegenüber Ungeimpften etwa 40% höheres Risiko für Gürtelrose errechnet (283 versus 204; Risk Ratio 1,43; 95% Konfidenzintervall [CI] 1,20-1,73).5 Relative Risikoerhöhungen in dieser Größenordnung können aber auch allein durch Verzerrung erklärbar sein.6 Eine weitere Beobachtungsstudie, ebenfalls aus Israel und auf Basis von Krankenversicherungsdaten, findet für den BioNTech-Impfstoff keine erhöhte Herpes-zoster-Gefährdung (151 versus 141 Erkrankungen bei Ungeimpften; Relatives Risiko 1,07; 95% CI 0,85-1,35).7 Die Studie hat allerdings noch kein Peer-Review durchlaufen, und es werden nur Personen berücksichtigt, die bis zum 12. Februar 2021 geimpft wurden (in der anderen Studie bis 24. Mai 2021). Zudem wird kein zuvor festgelegter Beobachtungszeitraum analysiert, in dem eine Risikoerhöhung zu erwarten wäre (z.B. betrachtet das PEI 14 und 30 Tage nach Immunisierung3). Für die anderen COVID-19-Impfstoffe gibt es solche Untersuchungen unseres Wissens bislang nicht.

1ECDC: Number of vaccine doses distributed to EU/EEA countries by product, Stand 20. Okt. 2021; https://a-turl.de/qdev
2EMA: EudraVigilance, Stand 19. Okt. 2021; https://www.adrreports.eu
3PEI: Sicherheitsbericht vom 20. Sept. 2021; https://a-turl.de/qdde
4Swissmedic: Sicherheitsbericht vom 23. Juli 2021; https://a-turl.de/erxh
5BARDA, N. et al.: N. Engl. J. Med. 2021; 385: 1078-90
6TEMPLE, R.: JAMA 1999; 281: 841-4
7SHASHA, D. et al.: Clin. Microbiol. Infect., online publ. am 27. Sept. 2021; https://doi.org/10.1016/j.cmi.2021.09.018

© 2021 arznei-telegramm, publiziert am 22. Oktober 2021

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