Die Möglichkeiten zur Behandlung der Multiplen Sklerose, einer vorwiegend in Schüben und Remissionen verlaufenden Erkrankung der
weißen Substanz des zentralen Nervensystems, beleuchteten wir in Ausgabe 7 (1984), 55.
Im Bereich der sogenannten kausalen Therapieansätze haben sich zwischenzeitlich durch verschiedene Studien neue Aspekte ergeben:
Sehr hohe Dosen von Cortison, z.B. 500 mg Prednisolon 5 Tage lang i.v., wirken im Vergleich zu den üblichen Dosen schneller, der
Langzeiteffekt ist jedoch nicht besser.1 U.E. ist diese Form der Therapie nur bei sehr schweren Schüben gerechtfertigt.
Das in Deutschland bisher am häufigsten verwendete Immunsuppressivum Azathioprin (IMUREK) blieb in einer britisch-
holländischen Doppelblindstudie wirkungslos und sollte deshalb bei Multipler Sklerose nicht mehr verwendet werden.2
Ciclosporin A (SANDIMMUN) erwies sich als nicht wirksamer, aber toxischer als Azathioprin.3
Der Stellenwert von Cyclophosphamid (ENDOXAN) ist nach wie vor unklar. Es sollte in jedem Fall schweren Verläufen
vorbehalten bleiben.
Cop 1, ein synthetisches Eiweißgemisch, das dem basischen Myelinprotein ähnelt, ist unter der Vorstellung einer
Desensibilisierung schon viele Jahre in Erprobung. Die zuerst berichteten aufsehenerregenden günstigen Ergebnisse bei schubförmigen
Verläufen4 ließen sich von anderen Autoren nicht reproduzieren, und auch dieselbe Arbeitsgruppe konnte sie bei chronisch progredienten
Verläufen nicht finden.5 Das Präparat ist in der Bundesrepublik Deutschland nicht erhältlich.
Weltweit laufen Verbundstudien zur Wirksamkeit von systemischen Interferonpräparaten. Seit Interferon gentechnologisch
hergestellt werden kann, ist diese Therapie finanzierbar. Die bisher publizierten Untersuchungen überzeugen jedoch nicht,6 die Ergebnisse der
wichtigen amerikanisch-kanadischen Studie stehen noch aus.
Im Bereich der symptomatischen Therapie hat sich die intrathekale Gabe von Baclofen (LIORESAL) bei sonst
therapierefraktärer Spastik als wirksam und praktikabel erwiesen.7 Sie wird aber sehr sorgfältig ausgewählten Patienten vorbehalten
bleiben.
Im Bereich der Außenseitermethoden sind weder kleine noch große therapeutische Neuerungen
("Wundermittel") auf dem Markt erschienen.
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