Altersdepressionen sind häufig Mischformen aus depressiver Verstimmung und kognitiven Störungen infolge beginnender dementieller
Entwicklungen, verstärkt durch soziale Isolierung. Diese Krankheitsbilder werden bisweilen als Altersdemenz verkannt, weil 10-20% depressiver Alterspatienten
auch kognitive Defizite entwikkeln, während 3-25% der Patienten mit einer ALZHEIMER'schen Erkrankung depressive Symptome zeigen.1
Dementielle Entwicklungen im Rahmen der ALZHEIMER'schen Erkrankung sind gekennzeichnet durch den Ausfall überwiegend cholinerger
Steuerungsneurone im ZNS, obgleich auch andere Transmittersysteme betroffen sein können. Anticholinerg wirksame Substanzen verstärken daher die
symptomatische Ausprägung und Defizite dementieller Entwicklungen. Standard-Antidepressiva wie Amitriptylin (LAROXYL, SAROTEN u.a.) oder Doxepin
(APONAL) besitzen die relativ stärksten anticholinergen und sedierenden Eigenschaften der trizyklischen Antidepressiva.2 Ihr therapeutischer Effekt
kann so infolge Verminderung der mentalen Leistungen verschlechtert werden. Antidepressiva mit relativ geringen anticholinergen Effekten sind daher bei
Alterspatienten mit kognitiven Funktionseinschränkungen von Vorteil.
Alterspatienten leiden häufig auch an kardiovaskulären Leistungseinschränkungen, insbesondere in Form von Herzrhythmusstörungen und
Herzinsuffizienz. Die mögliche Auslösung von Orthostase-Syndromen durch Antidepressiva gefährdet Alterspatienten durch Unfälle und
Schenkelhalsfrakturen.3 Auch die Herzaktion wird hinsichtlich Inotropie und Schlagfrequenz beeinflußt, weil die anticholinerge Wirkung die
Vorhoffrequenz steigert, während die Substanzen selbst die Erregungsausbreitung im Herzmuskel hemmen. Diese kann bei eingeschränkter kardialer
Reserve im Alter kardiovaskuläre Störungen und Herzinsuffizienz auslösen. Auch aus diesem Grunde sollten bei Alterspatienten Antidepressiva mit
möglichst geringer anticholinerger Wirkung bevorzugt werden.
In mehreren Studien schneidet Nortriptylin (NORTRILEN) bei älteren Patienten hinsichtlich der EKG-Veränderungen4 sowie bei Patienten mit
linksventrikulärer Funktionseinschränkung5 günstig ab. Auch ruft es im Vergleich zu anderen trizyklischen Antidepressiva weniger
Orthostase-Syndrome hervor.6 Es hat darüber hinaus geringer ausgeprägte sedierende und anticholinerge Eigenschaften als die Standard-
Antidepressiva Amitriptylin und Doxepin2 und wirkt antriebssteigernd. Diese Eigenschaft ist bei dem meist gehemmten Gepräge der Depression im Alter
von Vorteil.
FAZIT: Depressionen im Alter sind häufig von kognitiven Defiziten und kardiovaskulären Problemen begleitet. Diese können durch die
anticholinergen Wirkungskomponenten der klassischen trizyklischen Antidepressiva verstärkt werden. Orthostase-Syndrome, Herzrhythmusstörungen und
Herzinsuffizienz können resultieren. Bei vergleichenden Untersuchungen schneidet Nortriptylin (NORTRILEN) wegen geringer ausgeprägter
anticholinerger Wirkeigenschaften sowohl hinsichtlich der Beeinflussung der mentalen Leistungen als auch hinsichtlich einer geringeren Beeinflussung
kardiovaskulärer Symptome günstig ab.7
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