Seit den 70er Jahren wird die Photochemotherapie (Methoxypsoralen [MELADININE] in Kombination mit UVA-Bestrahlung) mit Erfolg zur Behandlung der
Psoriasis und anderer Hauterkrankungen wie dem T-Zell-Lymphom Mycosis fungoides angewandt. Akute Unverträglichkeiten schließen Erythem,
Übelkeit, Pruritus, Kopfschmerzen, Benommenheit sowie z.T. lebensbedrohliche Verbrennungen ein (vgl. a-t 4 [1985], 32). Lupus erythematodes und Porphyria
cutanea tarda können unter der Therapie exazerbieren oder entmaskiert werden. Um Linsenschäden des Auges vorzubeugen, wird den Patienten
geraten, UVA-filternde Brillen zu tragen und für 24 Stunden nach Einnahme von Methoxypsoralen eine sonstige UVA-Exposition zu meiden.1
An allen UV-bestrahlten Körperpartien ist unter der PUVA-Behandlung dosisabhängig mit einem erhöhten Risiko von Plattenepithelkarzinomen zu
rechnen. Das männliche Genital ist deutlich stärker gefährdet als die übrige Körperoberfläche. Dies ergibt eine 12jährige
prospektive Kohortenstudie an fast 900 Männern mit PUVA-behandelter Psoriasis.2 Das Risiko des sonst im Genitalbereich des Mannes selten
auftretenden invasiven Plattenepithelkarzinoms liegt unter intensiver PUVA-Behandlung fast 300fach höher als in der Normalbevölkerung. Die intensive
PUVA-Therapie mit 40 und mehr Behandlungen pro Jahr erhöht das Risiko von Karzinomen an Penis und Skrotum im Vergleich zur mäßigen Therapie
mit weniger als 20 Behandlungen pro Jahr um mehr als das 15fache.
Invasive oder in situ-Tumore der Vulva der Frau kommen in der Normalbevölkerung häufiger vor als Peniskarzinome des Mannes. Dennoch fand sich in
einer Kohorte von 488 Frauen unter PUVA lediglich ein Plattenepithelkarzinom gegenüber 14 bei den 892 Männern mit insgesamt 30 Neoplasien. Die Haut
von Skrotum, Vorhaut und Glans ist dünn und bräunt kaum. Eine höhere Strahlendosis dringt somit in die Basalschicht der Epidermis.2 Wie
bei der UVB-Bestrahlung beruht der Wirkmechanismus von PUVA wahrscheinlich auf Schädigung der DNS. Das Methoxypsoralen-Molekül lagert sich
zwischen die Doppelhelix ein und wird durch die UV-Bestrahlung aktiviert. Im Tierversuch wirkt UVB stärker karzinogen als PUVA, während es sich an der
menschlichen Haut umgekehrt zu verhalten scheint.1 Starke UVB-Bestrahlung soll das Risiko von Genitaltumoren um den Faktor 4 erhöhen.2
FAZIT: Die Haut im Bereich des männlichen Geschlechtsorgans erweist sich gegenüber karzinogenen Stimuli wie PUVA (Psoralen und UVA)-
Behandlung und UVB-Bestrahlung als besonders empfänglich. Wenn die Genitalregion nicht von krankhaften Hautveränderungen befallen ist, sollte diese
während PUVA- oder UVB-Behandlungen vollständig abgedeckt werden oder - falls therapeutisch erforderlich - nur eine reduzierte Dosis erhalten. Diese
Vorsichtsmaßnahmen gelten auch für andere Formen der UV-Licht-Bestrahlung aus therapeutischen oder kosmetischen Gründen sowie in der
Freizeit.
- EPSTEIN, J. H.: N. Engl. J. Med. 322 (1990), 1149
- STERN, R. S. et al.: N. Engl. J. Med. 322 (1990), 1093
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