Eine Tageszeitung für Ärzte druckte kürzlich auf der Titelseite die Empfehlung, die niedergelassenen Allgemeinmedizinern auf einem
Naturheilkundekongreß in Freudenstadt gegeben wurde. Bei vaginalem Ausfluß sei ein genauer Erregernachweis zumeist unnötig, und "man
nehme eine Knoblauchzehe, ziehe einen Faden durch und stecke sie in die Scheide". Schließlich sollte der Scheidenvorhof mit Knoblauch und
Calendula-Salbe eingerieben werden, und "abends nehme man Biojoghurt und löffle ihn in die Scheide. Nach 5 bis 10 Tagen Behandlung ist der Erreger
weg."1 Wir haben Zweifel, ob das Verfahren praktikabel ist und erinnern hier daran, daß viele Imidazol-Derivate bei der topischen Behandlung der
vulvovaginalen Candidiasis gut wirken und verträglich sind.
"Azol"-Verbindungen gibt es in Creme-Zubereitungen, Vaginaltabletten und Suppositorien. Es sind auch Nystatin (MORONAL u.a.)-Vaginalovula im
Handel. Alle diese Antimykotika gelten als gleichermaßen wirksam, ohne daß eine Überlegenheit für die eine oder andere Verbindung
dokumentiert ist. Im allgemeinen genügt heute die Kurzzeitanwendung über wenige Tage (Näheres s. Tabelle).
Nach sämtlichen Zubereitungen für die vaginale Candidiasis-Behandlung können sich unerwünschte Nebeneffekte als Brennen und Juckreiz
einstellen. Kontaktdermatitis, Reizungen, Vulvaödem, Dysurie und Dyspareunie gehören zu den weiteren möglichen Folgen.
Nystatin wird generell nicht absorbiert. Geringe bis mäßige Mengen vaginal applizierter Azol-Antimykotika werden hingegen systemisch aufgenommen: 5%
bis 16% nach Terconazol (TERCOSPOR), 5% bei Butoconazol (FEMSTAT [Schweiz]) und etwa 1% nach Miconazol (GYNO-DAKTAR u.a.). Nach
Herstellerauskünften soll die systemische Aufnahme nach Tioconazol (FUNGIBACID) und Clotrimazol (CANESTEN u.a.) zu vernachlässigen sein. Hohe
oral zugeführte Mengen dieser Stoffe haben sich in Versuchen an kleinen Nagern als embryotoxisch erwiesen.
Vorübergehendes Kopfweh, Fieber, Schüttelfrost und Schock wurden nach Terconazol berichtet (vgl. a-t 9 [1988], 84 und 11 [1988], 99). Wegen der vital
bedrohlichen Folgen mußten 1988 die 160 mg Vaginalovula vom Markt genommen werden.
BEWERTUNG: Die in der Tabelle genannten Antimykotika halten wir für relativ unbedenklich und zuverlässig wirksam für die meisten
Patientinnen mit vulvovaginaler Candidiasis. Da keine wesentlichen Wirkunterschiede bestehen, kann mit Ausnahme von Terconazol (TERCOSPOR)
die Auswahl nach den Therapiekosten erfolgen. Für Clotrimazol (CANESTEN u.a.) bestehen die meisten Erfahrungen. Zahlreiche preiswerte
Nachfolgepräparate (MYKO CORDES u.a.) haben die Behandlungskosten gesenkt.
1 | Ärzte Zeitung vom 12. Sept. 1991 |
2 | Med. Letter 33 (1991), 81 |
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