Ich möchte Sie über eine für mich neue, äußerst aggressive Form der Medikamentenwerbung informieren:
Während einer Praxisvertretung erhielt ich eine Einladung zu einer Diskussionsrunde: Informationen zu systemischen Antimykotika im Kölner Renaissance
Hotel von einer Firma Emphasis Institut für Marktforschung im Gesundheitswesen GmbH.
Die Veranstaltung dauerte eineinhalb Stunden. Das Honorar betrug DM 200. Der Auftraggeber der "Studie" sollte nach der "Diskussion"
bekanntgegeben werden. Neben dem "Diskussionsleiter" und einem Kameramann befanden sich zehn Diskussionsteilnehmer im Raum. Eine Vorstellung
fand nicht statt. Vier der Diskussionsteilnehmer fielen früh auf durch sehr rege Gesprächsbeteiligung, durch plakative, wie auswendig gelernte Thesen und
schnelles Lautwerden und Ins-Wort-Fallen bei Diskussionsbeiträgen, die etwas kritischer oder differenzierter waren.
Von einem der Vier wurde das Medikament SEMPERA in die Diskussion gebracht, das danach über eine Stunde lang fast ausschließlich
Diskussionsgegenstand war. Insgesamt wurde der Eindruck hervorgerufen, SEMPERA sei ohne wesentliche Nebenwirkungen und sehr gut wirksam bei Fuß-
und Nagelmykosen.
Am Ende wurde die Firma Janssen als Auftraggeber des Abends bekanntgegeben. Der Diskussionsleiter bestritt ausdrücklich, daß es sich um eine
Werbeveranstaltung gehandelt habe. Das Erschreckende war, daß der größte Teil der geladenen Ärzte nicht realisierte, daß es eine
inszenierte Diskussion war und dadurch wie ich fürchte die Botschaft auf fruchtbaren Boden fiel.
CH. SEIDEL (Arzt)
D-50670 Köln
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