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Kurz und bündig

ERKÄLTUNGEN – MITTEL DER WAHL FÜR KINDER

Mehr als die Hälfte von 8.000 dreijährigen Kindern erhielt nach einer Mütterbefragung durch Mitarbeiter der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde innerhalb eines Monats rezeptfreie Medikamente, und zwar mit je 67% in erster Linie Parazetamol (BENURON u.a.) und Erkältungsmittel.1,2

Vorschulkinder machen im Jahr durchschnittlich vier bis acht Virusinfekte mit Schnupfen oder Husten durch. Für diese gibt es keine Heilmittel. Zudem klingen die Symptome normalerweise innerhalb von fünf bis sieben Tagen ab. Einfache Hausmittel wie heißer Tee mit Zitrone und Honig oder heiße Brühe lindern Beschwerden. Ausreichend Flüssigkeit ("Wässerung") und feuchte Luft helfen, verfestigten Schleim zu lösen.2 Nasentropfen mit physiologischer Kochsalzlösung verflüssigen zähe Nasensekrete bei Säuglingen.3 Erkältungsdämpfer sind überflüssig.2 Für Kinder angebotene Präparate enthalten zum Teil Alkohol (z.B. INFLUDO: 64 Vol.- %) oder Quecksilber (MEDITONSIN H).

Fiebernde Kinder sollen in erster Linie viel trinken, um den erhöhten Flüssigkeitsverlust zu ersetzen.2 Da Fieber zu den Abwehrreaktionen des Körpers gehört, empfehlen sich Maßnahmen zur Senkung bei Infekten erst ab 39° Celsius. Wadenwickel versagen, wenn Unterschenkel und Füße trotz hoher Körpertemperatur kalt sind (Zentralisation). Ein Nutzen von Abkühlungsbädern ist belegt. Diese sollen zwei Minuten lang mit einer Anfangstemperatur von 1 Grad unter der rektalen Körpertemperatur begonnen, innerhalb von fünf bis zehn Minuten durch Zulauf kalten Wassers auf 30° Celsius gesenkt werden und nicht länger als 15 Minuten dauern.4 Bei Schüttelfrost oder wenn das Bad dem Kind unangenehm ist, empfehlen sich Parazetamol-Fieberzäpfchen (a-t 10 [1991], 90). Bei Fieberkrämpfen in der Vorgeschichte soll mit Wadenwickeln, freiem Oberkörper oder Parazetamol das Fieber vorbeugend gesenkt werden (vgl. a-t 4 [1993], 36). Wegen der Gefahr des REYE-Syndroms, einer seltenen, aber lebensbedrohlichen Leber-Hirn-Erkrankung, dürfen Kinder mit Virusinfektion keine Azetylsalizylsäure (ASPIRIN u.a.) erhalten (vgl. a-t 1 [1989], 7).2

FAZIT: Kleine Kinder machen üblicherweise jährlich vier bis acht Virusinfekte mit Schnupfen, Husten und Fieber durch. Einfache Hausmittel lindern Beschwerden. "Grippemittel" sind nicht nur überflüssig, sondern auch potentiell schädlich. Erst wenn nichtmedikamentöse Maßnahmen ohne Erfolg bleiben oder in der Vorgeschichte Fieberkrämpfe auftraten, empfiehlt sich die Fiebersenkung mit Parazetamol (BENURON u. a.).

1

KOGAN, M.D. et al.: J. Am. Med. Ass. 272 (1994), 1025

2

GADOMSKI, A.: J. Am. Med. Ass. 272 (1994), 1063

3

BOLLAG, U., E. GYSLING: pharma-kritik 14 (1992), 1

4

ADLER, S. in FEIEREIS, H., R. SAUER (Hrsg.): "275 neue, noch unveröffentlichte Fragen und Antworten aus der Praxis", Bd. 3, Marseille, München 1991, Seite 237


© 1995 arznei-telegramm

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