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Nebenwirkungen

CIMICIFUGA-EXTRAKT (REMIFEMIN) MIT HORMONWIRKUNGEN

"Klimakterium auch ohne konjugierte Östrogene behandeln"1 verspricht Schaper & Brümmer für den Extrakt aus dem Wurzelstock der Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa; REMIFEMIN). Das nordamerikanische Hahnenfußgewächs soll Beschwerden in den Wechseljahren und bei prämenstruellem Syndrom lindern. Im Tierversuch werden östrogenartige Effekte beschrieben. Mindestens drei Fraktionen des Extraktes binden an Östrogenrezeptoren.2 Der Hersteller bestreitet indes hormonale Effekte von REMIFEMIN bei der Registrierung als "Naturmittel" in Schweden: Es handele sich um eine "hormonfreie Alternative zur Östrogensubstitution".3 Überzeugende Belege für einen Nutzen fehlen,4 ebenso Angaben in der Rote Liste 1994 zu den unerwünschten Wirkungen.

Die schwedische Arzneimittelbehörde erhielt innerhalb von eineinhalb Jahren nach Marktzulassung fünf Berichte über östrogenartige Effekte in Verbindung mit REMIFEMIN: Endometriumhyperplasie, Zwischenblutungen, verstärkte Menstruation und Dauerblutung aus der Gebärmutter mit Blutungsanämie. Bei einer 53jährigen setzte nach einmonatiger Einnahme von REMIFEMIN nach den Wechseljahren der Eisprung wieder ein.3

Frauen, die z.B. wegen hormonabhängiger Tumoren keine Östrogene erhalten dürfen, laufen Gefahr, sich den nicht kalkulierbaren hormonähnlichen Wirkungen des pflanzlichen Mittels auszusetzen.3 In Deutschland werden pro Jahr rund 700.000 Packungen im Wert von über 10 Millionen DM (Apothekenabgabepreis) verkauft, zu knapp einem Drittel im Rahmen der Selbstmedikation.

FAZIT: Frauen mit hormonabhängigen Tumoren und anderen Kontraindikationen können ungewollt nicht abschätzbaren hormonähnlichen Einflüssen ausgesetzt werden, wenn sie den als Alternative zu Östrogen angebotenen Extrakt aus dem Wurzelstock der Traubensilberkerze REMIFEMIN einnehmen. Angesichts der beschriebenen östrogenähnlichen Effekte und des unzureichend belegten Nutzens halten wir REMIFEMIN als Mittel der Selbstmedikation für bedenklich.

1

REMIFEMIN-Werbung: Dtsch. med. Wschr. 117, 51/52 (1992)

2

LAWRENCE Review of Natural Products: Sept. 1992

3

Läkartidningen 91 (1994), 4413

4

SCHWABE, U., D. PAFFRATH (Hrsg.): "Arzneiverordnungs-Report '94", Gustav Fischer, Stuttgart 1994, Seite 219


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Autor: Redaktion arznei-telegramm - Wer wir sind und wie wir arbeiten

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