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Leberzellkarzinome nach Cyproteronazetat (ANDROCUR, in DIANE): Im August letzten Jahres leitete das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ein Stufenplanverfahren für die Cyproteronazetat (CPA)-haltigen Arzneimittel DIANE und ANDROCUR ein. Genotoxische Effekte an kultivierten menschlichen Leberzellen begründen den Verdacht, daß das Antiandrogen auch beim Menschen Lebertumoren auslösen kann (a-t 9 [1994], 84). Hersteller Schering hält die Bedenken für unbegründet: "CPA hat in über 20jähriger Anwendung keinen Verdacht auf ein Leberkrebsrisiko aufkommen lassen" (Schreiben der Schering AG vom 19. September 1994). In Japan starb 1991 eine 22jährige Frau an Leberzellkarzinom, die in der Pubertät wegen Kleinwuchs drei Jahre lang hohe Dosen CPA eingenommen hatte. 1992 und 1993 erkrankten zwei 19jährige Japanerinnen mit TURNER-Syndrom an Leberkrebs nach mehrjähriger Hochdosis-Behandlung mit CPA. Auch nach Anwendung bei Prostatakarzinom wurde Leberkrebs beobachtet (WATANABE, S. et al.: Lancet 344 [1994], 1567). Soeben erscheint eine Mitteilung aus dem onkologischen Zentrum der Universität Heidelberg über eine 45jährige Frau, bei der im Mai 1994 ein Leberzellkarzinom festgestellt wird, an dem sie im Dezember verstirbt. Es finden sich keine Hinweise auf Hepatitisviren, Alkoholmißbrauch, Leberzirrhose und Aflatoxin- oder Vinylchlorid-Exposition. Bei sonst unauffälliger Medikamenten-Anamnese hat die Patientin zwischen 1968 und 1976 orale Kontrazeptiva unbekannter Zusammensetzung eingenommen, von 1978 bis 1992, also 14 Jahre lang, Cyproteron plus Ethinylestradiol (DIANE) (RÜDIGER, T. et al.: Lancet 345 [1995], 452). Der ursächliche Zusammenhang zwischen DIANE und dem Leberzellkarzinom wird als wahrscheinlich angesehen. Die Schering AG bewertet den Zusammenhang als "möglich" (ati d).


© 1995 arznei-telegramm

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