Seit 1988 nehmen Verordnungen von Metformin (GLUCOPHAGE u.a.) kontinuierlich zu. Meinungsbildner empfehlen das Biguanid auch für das
Anfangsstadium eines insulinunabhängigen (Typ-II)-Diabetes.1 Die Gefährlichkeit dieser Antidiabetika-Gruppe (a-t 8 [1977], 68) scheint in
Vergessenheit geraten zu sein: Wegen häufiger lebensbedrohlicher Milchsäureazidosen kamen Phenformin (früher DIPAR u.a.) und Buformin
(früher SILUBIN u.a.) vom Markt. Metformin als Biguanid mit einem relativ geringeren Risiko erhöhten Blutlaktats blieb im Handel.
Nach schwedischen Daten wird die Häufigkeit von Laktazidosen unter Metformin auf 0,8 pro 10.000 Patientenjahre berechnet (a-t 3 [1991], 32). Die australische Arzneimittelbehörde erhielt in den letzten 12 Monaten 15 Berichte über
Milchsäureazidosen nach Metformin, darunter sechs Todesfälle. Betroffen sind überwiegend Frauen im Alter zwischen 59 und 88 Jahren nach
mindestens zwölfmonatiger Einnahme des Biguanids. Vier der sechs Verstorbenen nahmen die empfohlene Höchstdosis von 3 g Metformin pro Tag ein.
Für alle Verstorbenen traf mindestens eine der in der Produktinformation genannten Kontraindikationen zu, darunter Niereninsuffizienz, die erst Monate oder
Jahre nach Beginn der Einnahme einsetzen kann.2
FAZIT: Milchsäureazidosen unter dem Biguanid-Antidiabetikum Metformin (GLUCOPHAGE u.a.) verlaufen oft tödlich. Kontraindikationen und
Vorsichtsmaßnahmen sind strikt zu beachten. Die breite Empfehlung des Biguanids als Mittel der ersten Wahl läßt sich angesichts der erheblichen
Risiken u.E. nicht rechtfertigen. Metformin kann bei erheblich übergewichtigen Typ-II-Diabetikern angewendet werden. Das Serum-Kreatinin ist
regelmäßig zu überwachen.
1 MEHNERT, H., zitiert nach Ärzte Ztg. vom 11. Okt. 1993
2 Austral. Adv. Drug React. Bull. 14: 2 (1995), 6
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