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Korrespondenz

TYPHUS: ORAL ODER PARENTERAL IMPFEN?

Welche Vor/Nachteile bietet der neue parenterale Impfstoff TYPHIM VI gegenüber dem oralen TYPHORAL L bei der aktiven Immunisierung gegen Typhus in Bezug auf Wirksamkeit und Verträglichkeit?

E. SEIBERT (Apothekerin)
D-20144 Hamburg

Für Reisen in Länder mit unzureichenden hygienischen Verhältnissen, z.B. "Abenteuerurlaub" in Indien oder im tropischen Afrika, kommt die Typhus-Vorsorge in Betracht. Zu Jahresbeginn werden Typhusausbrüche beispielsweise aus Algerien und dem Iran gemeldet.1 Das apathogene Lebendkeime enthaltende TYPHORAL L/VIVOTIF BERNA muß insgesamt dreimal eingenommen werden (an den Tagen 1, 3 und 5). Die mehrtägige Anwendung macht die Vorsorge fehleranfällig (Wirksamkeit 33% bis 67%)2. Der Kapselpolysaccharid-haltige Totimpfstoff TYPHIM VI wird einmalig subkutan oder intramuskulär injiziert (Wirksamkeit 55% bis 74%)2. Ein direkter Vergleich der mit 34-35 DM gleich teuren Vakzinen fehlt. Angesichts des insgesamt dürftigen Nutzens ersetzen sie nicht die hygienischen Vorsorgeregeln Tropenreisender ("Koch es, schäl es, oder vergiß es"). Bei wiederholten Aufenthalten in Endemiegebieten ist TYPHORAL L jährlich, TYPHIM VI nach drei Jahren erneut zu geben.

Die Oralvakzine wird relativ gut vertragen mit Übelkeit, Erbrechen, Abdominalkrämpfen, Diarrhoe und Urtikaria bei weniger als 1% der Anwender. Beim Parenteralimpfstoff ist mit Fieber und milden Lokalreaktionen bei bis zu 10% der Impflinge sowie häufig mit Kopfschmerzen und Übelkeit zu rechnen.2,3

Die Schluckimpfung verbietet sich für Abwehrgeschwächte. Sie wird durch Antibiotika inaktiviert. Mittel zur Malaria-Prophylaxe sollen vorsichtshalber erst drei Tage nach Abschluß der Immunisierung eingenommen werden. Beim Parenteralimpfstoff sind keine zeitlichen Mindestabstände zu beachten, –Red.

1

Epidemiol. Bull. 4 (1996), 23

2

PLOTKIN, S.A., N. BOUVERET-LE CAM: Arch. Intern. Med. 155 (1995), 2293

3

Med. Letter 31 (1993), 9


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