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Metoclopramid (PASPERTIN u.a.) – extrapyramidale Störwirkungen als PARKINSON-Krankheit verkannt: Kinder und junge Erwachsene reagieren auf das Antiemetikum Metoclopramid (PASPERTIN u.a.) häufiger mit Blickkrämpfen und anderen akuten dystonisch-dyskinetischen Störungen (a-t 10 [1991], 90). Bei älteren Anwendern kann das Benzamid aus der Wirkgruppe der Neuroleptika auch ein PARKINSON-ähnliches Syndrom auslösen. Nach einer Fall-Kontroll-Studie anhand US-amerikanischer Versicherungsdaten erhalten über 65jährige nach Metoclopramid-Einnahme häufiger Levodopa-haltige PARKINSON-Mittel (MADOPAR u.a.) als Nicht-Anwender. Die Wahrscheinlichkeit steigt dosisabhängig um das Drei- bis Fünffache. Durch das Prokinetikum induzierte extrapyramidale Symptome wie Rigidität, Tremor oder Maskengesicht, die auf Blockade zentraler Dopamin-Rezeptoren zurückgeführt werden und bei üblicher Dosierung bis zu 1% der Patienten betreffen, lassen sich mit Dopaminergika nicht adäquat behandeln. Gegenmittel der Wahl wäre ein Anticholinergikum wie Biperiden (AKINETON u.a.). Die Autoren deuten die überzufällig häufige "Komedikation" bei Älteren als Hinweis darauf, daß Metoclopramid-bedingte Bewegungsstörungen als PARKINSON-Erkrankung fehlgedeutet werden. Das gegen Erbrechen oder Magenentleerungsstörungen wirksame Metoclopramid gehört zu den meistverordneten Arzneimitteln: Original (PASPERTIN) und verordnungsstärkstes Generikum (MCP-RATIOPHARM) lagen 1994 auf Rang 37 bzw. 22. Bevor ältere Patienten gegen PARKINSON behandelt werden, ist eine sorgfältige Medikamentenanamnese anzuraten, damit Arzneimittel – beispielsweise auch das heute zur Anfallsprophylaxe der Migräne verwendete Flunarizin (SIBELIUM; a-t 6 [1986], 51) – als Ursache ausscheiden (AVORN, J. et al.: J. Am. Med. Ass. 274 [1995], 1780/ati d). Einschlägige Erfahrungen bitten wir an das NETZWERK zu melden.


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