BLUTSCHÄDEN DURCH CHININ (IN LIMPTAR N, TOGAL U.A.) | ||||||
Chinin dient seit Jahrzehnten zur Behandlung der Malaria (CHININUM HYDROCHLORICUM u.a.) und findet Verwendung gegen nächtliche
Wadenkrämpfe (LIMPTAR N u.a., a-t 6 [1995], 60) sowie bei Schmerzen, Fieber und
Erkältungskrankheiten (in TOGAL). Das rezeptfrei erhältliche Hauptalkaloid der Chinarinde kann lebensbedrohliche immunallergische Blutschäden
auslösen. Vermutet wird ein Antikörpertyp, der in Anwesenheit von Chinin an bestimmte Glykoproteine auf Blutzellen bindet.1 Ein praktischer Arzt berichtet über einen 70jährigen mit Schüttelfrost und intravasaler Hämolyse, der zwei Stunden zuvor erstmalig die Chinin-Theophyllin-Kombination LIMPTAR eingenommen hat (NETZWERK-Bericht 4999). Eine 66jährige aus dem Nürnberger Raum behandelt ihre gelegentlichen Kopfschmerzen mit TOGAL (Azetylsalizylsäure, Chinin und Lithium). Darunter fällt ihre Blutplättchenzahl bis auf 7.000/(l und steigt nach Absetzen wieder an (3177). FAZIT: Lebensbedrohliche immunvermittelte Blutschäden stehen der Anwendung des Alkaloids Chinin bei wenig oder gar nicht gesicherten Indikationen wie Muskelkrämpfen (in LIMPTAR N) oder Schmerzen und Erkältungskrankheiten (z.B. in TOGAL) entgegen. Bei der Anamnese ist auch der Genuß chininhaltiger "Bitter"-Getränke zu berücksichtigen.
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