STÄRKERE GEFÄHRDUNG ALS ERWARTET: |
Auffällig häufige Lungenhochdruck-Erkrankungen nach Einnahme von Appetithemmern in Frankreich Anfang der 90er Jahre gaben den
Anstoß zu einer internationalen Fallkontrollstudie (a-t 9 [1995], 90), deren Auswertung jetzt vorliegt. Nach einer
vorläufigen Analyse im vergangenen Jahr war mit einem um das Neunfache erhöhten Risiko der pulmonalen Hypertonie zu rechnen, wenn Mittel wie
Fenfluramin (PONDERAX) oder dessen rechtsdrehendes Stereoisomer Dexfenfluramin (ISOMERIDE) länger als drei Monate eingenommen werden.
Während die französische Gesundheitsbehörde prompt reagierte und die Anwendungsdauer aller Appetithemmer auf höchstens drei Monate
beschränkte, wurde Dexfenfluramin kürzlich in den USA ohne klares zeitliches Limit zugelassen.1,2,3 Das Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte (BfArM) gab vor einem Jahr zu verstehen, daß es einer Entscheidung der europäischen Arzneimittelkommission nicht vorgreifen
werde.4 Auch heute noch stehen rechtskräftige Zulassungsänderungen EU-weit aus.5 Nach den jetzt veröffentlichten Daten ist die
Gefährdung durch Appetithemmer größer als erwartet: Das Risiko der seltenen, aber stets lebensbedrohlichen Erkrankung (1-2 / Mio Einwohner)
steigt ab dem vierten Anwendungsmonat um das 23fache.6 Vorbeugender Verbraucherschutz erfordert daher eine strikte Begrenzung der Einnahme auf
weniger als drei Monate. Kommentarlose Hinweise zur Behandlungsdauer ("...soll drei Monate nicht überschreiten")7 ohne Erläuterung
des steigenden Erkrankungsrisikos reichen nicht aus, die Gefährdung zu verdeutlichen und die Verbraucher zu schützen. Auch neurotoxische Effekte bei
Langzeitgebrauch werden diskutiert. |
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