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Nebenwirkungen

SCHWERE PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN DURCH ANABOLIKA-MISSBRAUCH

Längst helfen nicht mehr nur Spitzensportler nach, wenn die Leistungsfähigkeit an Grenzen stößt. Seit Mitte der 70er Jahre greifen zunehmend auch Freizeitsportler, vor allem Bodybuilder, zu Dopingmitteln. Bis zu 45% der Besucher englischer Sportstudios versuchen, ihren Muskelaufbau mit gängigen anabolen Steroiden wie Nandrolon (DECA-DURABOLIN) zu steigern.1 Sie gebrauchen aber auch in der Tierzucht verwendete Mittel wie Trenbolon oder hierzulande nicht handelsübliche, über den Schwarzmarkt bezogene Abkömmlinge.2 Über Risiken wie Hodenatrophie, Infertilität, Lebererkrankungen und -tumoren, Gelbsucht, Herzschäden, Gynäkomastie und Prostatakarzinom (a-t 1 [1989], 7) wissen die Anwender meist kaum etwas.1,3 Hauterscheinungen wie schwerer Akne kommt eine Signalwirkung für Anabolikamißbrauch zu. Auch psychische Auswirkungen geben zu Besorgnis Anlaß:

Südafrikanische Sportmediziner stellen bei 10 von 12 Bodybuildern (83%), die regelmäßig bis zu 18 Monate lang verschiedene Anabolika in wechselnder Zusammensetzung und teilweise exzessiver Dosierung anwenden (z.B. 150 mg Nandrolon/Woche statt 25 bis 50 mg alle drei Wochen), mindestens eine Auffälligkeit in der Persönlichkeitsstruktur fest, bei mehr als der Hälfte sogar mehrere. Im Vergleich zu 12 nicht gedopten Sportlern fallen paranoide, schizophrene, aggressive, asoziale, narzistische und theatralische Wesensänderungen sowie Borderline-Symptome auf. Soweit rückblickende Befragungen der Bodybuilder eine Einschätzung erlauben, unterschieden sich die Charaktere vor Beginn des Mißbrauchs nicht wesentlich von denen der Kontrollgruppe.4

FAZIT: Mißbrauch anaboler Steroide wie Nandrolon (DECA-DURABOLIN) oder Metenolon (PRIMOBOLAN DEPOT) verändert häufig die Psyche und ruft schwere paranoide, schizophrene und andere Persönlichkeitsstörungen hervor.

1

KORKIA, P.: Brit. Med. J. 313 (1996), 1009

2

NIESCHLAG, E.: Dtsch. Ärztebl. 89 (1992), C-1663

3

LLOYD, F. H. et al.: Brit. Med. J. 313 (1996), 100

4

COOPER, C. J. et al.: Br. J. Sports Med. 30 (1996), 246


© 1996 arznei-telegramm

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