Mit Tazaroten (ZORAC Gel 0,05% bzw. 0,1%) steht erstmals ein Retinoid zur örtlichen Behandlung der leichten bis mittelschweren chronischen
Plaque-Psoriasis zur Verfügung. "Im Vergleich zu systemisch wirkenden Retinoiden" wird es als "nebenwirkungsarm"
beschrieben.1
EIGENSCHAFTEN: Tazaroten soll die bei Psoriatikern gestörte Hautdifferenzierung normalisieren, die Hyperproliferation der Keratinozyten mindern und
die Bildung von Entzündungsmarkern hemmen. Der genaue Wirkmechanismus ist unbekannt. Einmal täglich auf erkrankte Hautpartien (bis 10% der
Körperoberfläche) aufgetragen, wird der Vitamin-A-Abkömmling in der Epidermis in seinen aktiven Metaboliten Tazarotensäure
umgewandelt.2
KLINISCHE ERFAHRUNGEN: Bislang liegt lediglich eine plazebokontrollierte Studie mit 324 Patienten vor. Sie findet sich in einem Supplementband, der ein
herstellergesponsortes Symposium referiert. Danach bessert die zwölfwöchige Behandlung mit 0,05- bzw. 0,1%igem Gel psoriatische Plaques bei jedem
Zweiten bzw. bei zwei von drei Betroffenen um mindestens 50%,3 mit Scheinmedikament bei jedem Dritten.4 Läsionen an Rumpf und
Extremitäten sprechen etwas besser an als die besonders hartnäckigen Bereiche an Ellenbogen und Knie. 12 Wochen nach Therapieende lässt sich
kein wesentlicher Unterschied zu Plazebo mehr sichern. Das höher dosierte Gel schneidet nur zu Behandlungsbeginn besser ab als das niedriger
konzentrierte.3
In einer unveröffentlichten Studie wirkt das halogenierte Kortikoid Fluocinonid (0,05%, TOPSYM) deutlich stärker als 0,05%iges Tazaroten und
geringfügig besser als die 0,1%ige Version. Wiederum bleibt nach Absetzen kein wesentlicher Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen
erhalten.5 Vergleiche der Neuerung mit gebräuchlichen äußerlichen Antipsoriatika wie Dithranol (Anthralin, PSORALON u.a) oder Calcipotriol
(PSORCUTAN u.a.) fehlen.
STÖRWIRKUNGEN: Das Retinoid verursacht bei etwa jedem Fünften Juckreiz, Brennen und Rötung. Häufig ist zudem mit
Schuppung, Kontaktdermatitis (je 10%) und Hautentzündung (3%) zu rechnen. Bei jedem Zehnten verschlechtert sich die Psoriasis.2 Tazaroten kann
selbst psoriatische Läsionen hervorrufen (KOEBNER-Phänomen). Systemische Absorption des aktiven Metaboliten lässt sich bei jedem Vierten
nachweisen.2 Obwohl seine Eliminationshalbwertzeit nur 18 Stunden2 betragen soll, findet er sich nach Absetzen bis zu vier Wochen lang im
Plasma.6 Bis Redaktionsschluss vermag Pharm Allergan vom US-amerikanischen Lizenzgeber auf Anfrage keine Begründung für die Diskrepanz
zu erfahren. Systemische Reaktionen wie Erhöhung der Triglyzeride oder Schlaflosigkeit kommen vor.5 Wie alle Retinoide wirkt Tazaroten im
Tierversuch teratogen und ist daher bei Kinderwunsch oder in der Schwangerschaft kontraindiziert. Da es die Photokanzerogenität erhöht, ist UV-Licht zu
meiden.2 Erfahrungen über eine Kombination mit anderen Antipsoriatika stehen aus.
KOSTEN: Tazaroten (ZORAC Gel 0,1%) wird mit monatlichen Kosten von 205 DM rund ein Viertel preiswerter angeboten als der Vitamin-D-Abkömmling
Calcipotriol (PSORCUTAN Salbe u.a.: 281 DM/Monat). Die Minutentherapie* mit Dithranol (PSORALON MT 1% Salbe u.a.: 63 DM/Monat) ist hingegen 70% bis 80%
preiswerter:
FAZIT: Tazaroten (ZORAC Gel 0,05% bzw. 0,1%) ist das erste Retinoid zur örtlichen Behandlung der chronischen leichten bis mittelschweren
Schuppenflechte vom Plaque-Typ. Es scheint nach den spärlichen veröffentlichten Daten psoriatische Läsionen bei der Hälfte bis zwei Dritteln
der Patienten um mindestens 50% zu bessern. Vergleiche mit üblichen Antipsoriatika fehlen. Etwa jeder Fünfte muss mit Hautreizung rechnen, jeder
Zehnte mit Kontaktdermatitis und Verschlimmerung der Psoriasis. Wie bei allen Retinoiden verbietet sich die Anwendung von Tazaroten bei Kinderwunsch und in der
Schwangerschaft.
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