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Korrespondenz

"JUNGBRUNNEN"-HORMON
DEHYDRO-EPIANDROSTERON (DHEA)

In meinem Patientenkreis mehren sich Einnahmen von DHEA (Dehydroepiandrosteron), täglich 30 mg ... Dieses Mittel wird in den USA freiverkäuflich bezogen und dort zur Verlangsamung des Alterungsprozesses beworben, bei uns zum Teil adjuvant zum Training bei Ausdauersportarten von Personen ab ca. 38/40 Jahren eingenommen. Aus aktuellem Anlass meine Frage nach Nebenwirkungen...

Dr. med. T.-A. SCHERG (Chefarzt Orthopädie)
D-94571 Schaufling

Das in den Nebennieren gebildete Dehydroepiandrosteron (Prasteron, DHEA) ist ein Vorläufer von Androgenen und Östrogenen und wirkt selbst auch androgen und anabol. Plasmakonzentrationen von DHEA und seinem wasserlöslichen Sulfat-Metaboliten erreichen bei 20jährigen Spitzenwerte und sinken dann kontinuierlich ab bis auf 10% oder weniger bei 70jährigen.1 Die meisten klinischen Daten stammen aus unkontrollierten Beobachtungsstudien, die Marketingzwecken dienen. Alterserkrankungen wie koronare Herzkrankheit, Diabetes mellitus Typ II oder Morbus ALZHEIMER sollen demnach mit niedrigen DHEA-Werten einhergehen.2 Aus solchen Untersuchungen lässt sich nicht ersehen, ob ein Abfall des DHEA-Spiegels mehr ist als ein Symptom des Alterns wie z.B. graue Haare.

Kleine kontrollierte Interventionsstudien von längstens sechs Monaten, meist aber nur Wochen, richten sich auf ein breites Spektrum potentieller Effekte bei Übergewicht bis hin zu Lupus erythematodes. Ob DHEA irgendeinen günstigen Einfluss hat auf Muskelmasse, Fettverteilung, Blutfette, Insulinempfindlichkeit, Schlaf, Wohlbefinden oder kognitive Funktionen, bleibt offen.1,3 Die Unbefangenheit der Prüfer darf angezweifelt werden: Etwa jeder vierte soll selbst DHEA schlucken.4

Frauen müssen mit Androgenisierungserscheinungen wie Akne, Haarverlust und unter Umständen irreversiblem Hirsutismus und Stimmvertiefung rechnen.3 Mindestens einmal ist Hepatitis beschrieben.5 Bei Männern könnte DHEA das Wachstum von Prostatakrebs stimulieren,3 bei Frauen Krebs der Eierstöcke5 bzw. der Brust.7

Ein Gesetz zu sogenannten Nahrungsergänzungen hob 1994 das in den USA seit 1985 bestehende Verbot des freien Verkaufs auf, weil diese definitionsgemäß keine Heilmittel sind und daher keine Zulassung erfordern. Die Arzneimittelbehörde FDA muss jetzt vor einem Verbot belegen, dass solche Produkte, deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist, Schaden anrichten. Potentielle Störwirkungen freiverkäuflicher, vermeintlich harmloser Mittel lassen sich jedoch nur schwer erfassen. Ärzte kennen die Selbstmedikation ihrer Patienten oft nicht. Die Anwender bringen Beschwerden oder Symptome nicht mit einer "Nahrungsergänzung" in Verbindung.4 Derzeit findet somit ein Hormon Verbreitung (in den USA ca. 75 Mio Dollar Jahresumsatz) 6, über dessen Nutzen nur spekuliert werden kann und dessen Langzeitrisiken unbekannt sind.

Qualitätsmängel z.B. durch Verunreinigungen lassen sich nicht ausschließen. In Amerika rät man Verbrauchern, von jeder Packung 5 Pillen lichtgeschützt aufzubewahren und DHEA nur bei großen Handelsketten zu kaufen, die im Schadensfall zu Zahlungen in der Lage sind.4

In Deutschland ist DHEA rezeptpflichtig. Eine Kombination seines Enantatesters mit Estradiol (GYNODIAN DEPOT) soll seit 1975 für "ausgeglichene Wechseljahre" (Werbung) sorgen. Prasteron erscheint wegen androgener Effekte und einer Assoziation zu Brustkrebs für die Anwendung in den Wechseljahren nicht akzeptabel,7 -Red.

ILLEGAL - In Deutschland gilt DHEA (Prasteron) als zulassungs- und verschreibungspflichtiges Hormon und nicht als "Nahrungsmittel-Zusatz". Angebote wie das folgende vom 27. Mai 1997 (Faksimile) halten wir für illegal:

"Ich weiß nicht, ob ich länger lebe - aber ich fühle mich jetzt einfach besser!"
Typische Aussage eines Melatonin-Anwenders

Sehr geehrter Herr Dr.

Presse und TV-Magazine berichten verstärkt über ein Thema, das polarisiert: "Die Superhormone" Melatonin, DHEA und Pregnenolon. Menschen ab 40 sind hellhörig. Die neuen Präparate werden als Geheimtip gehandelt. Die Gerüchte-Küche brodelt.

Tatsache ist: Melatonin, DHEA und Pregnenolon sind in Deutschland nicht zugelassen. Aus Sicht der Industrie besteht kaum Interesse, das kostspielige Verfahren einzuleiten. Denn natürliche Substanzen sind nicht patentfähig. Das Gesundheitsministerium (FDA) in den USA hingegen, stuft diese Hormon- Präparate ein wie Vitamine: als Nahrungsmittel-Zusatz. Auch in Japan finden Sie eine große Auswahl in jeder Drogerie.

Sollen Melatonin, DHEA und Pregnenolon den Menschen in Deutschland - und Ihnen als Arzt - vorenthalten bleiben? Bitte entscheiden Sie selbst, nur Sie als Arzt sind dazu berechtigt. Wir bieten Ihnen jetzt die original amerikanischen Produkte mit Analyse- und Überprüfungs-Zertifikat. Mit beiliegendem Bestellschein erhalten Sie 25% Ärzte-Rabatt. Wünschen Sie nähere Information? Wir senden Ihnen gratis ausführliche Unterlagen über neueste Studien, Analysen und die Wirkung bei Patienten.

Mit freundlichen Grüßen

Samuel B. Weinstein, President
Longevity Health Products

PS: Nutzen Sie jetzt den Zugriff auf die Orignial-Präparate aus den USA. Ab sofort sind Ihre Patienten nicht länger auf Eigenversuche mit selbst importiertem Melatonin, DHEA und Pregnenolon angewiesen.


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