Glaxo Wellcomes Sumatriptan (IMIGRAN) bekommt Konkurrenz: Seit August ist mit Zolmitriptan (ASCOTOP) der zweite Serotoninagonist zur Kupierung
akuter Migräneanfälle auf dem Markt. Die Neuerung stammt aus der Pipeline von Wellcome und musste nach Fusion zu Glaxo Wellcome aus
kartellrechtlichen Gründen abgegeben werden. Zolmitriptan soll laut Zeneca gezielt entwickelt worden sein, um Sumatriptan zu
übertreffen.1
KLINISCHE DATEN: In der einzigen Doppelblindstudie, die wir per Medline-Recherche finden, bessern 5 mg Zolmitriptan Migräne bei 13 (62%) von 21
Patienten innerhalb von zwei Stunden im Vergleich zu 3 (15%) unter Plazebo. Schmerzfrei werden 14% (Plazebo 5%). Fast jeder Zweite benötigt eine zweite
Tablette. Bei jedem Dritten tritt der Kopfschmerz innerhalb von 24 Stunden erneut auf. Je schwerer die Attacke, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit des
Ansprechens.2
Die im Vergleich zu Sumatriptan bessere Bioverfügbarkeit (40% vs. ca. 14%) und Hinweise aus Tierversuchen, wonach die Neuerung die Blut-Hirnschranke
passiert ("zentrale Wirkkomponente"), haben klinisch offenbar keine Bedeutung: In einem nur als Zusammenfassung veröffentlichten Vergleich an
1058 Patienten erfahren unter 5 mg Zolmitriptan 61% nach zwei Stunden Besserung gegenüber 64% unter 100 mg Sumatriptan und 47% unter Plazebo.
Werden nur die Patienten ausgewertet, die keinen erneuten Migräneschub erleiden, lässt sich kein Unterschied zum Scheinmedikament absichern (41%
vs. 42% vs. 38%).3 Vergleiche mit anderen Migränemitteln wie Ergotamin (MIGREXA u.a.) fehlen - ein bedeutendes Manko, wenn man die Erfahrungen
mit Sumatriptan heranzieht: Für Sumatriptan s.c. lässt sich nach drei Stunden kein Vorteil gegenüber Dihydroergotamin (DIHYDERGOT u.a.) s.c.
nachweisen. Zudem kehrt unter Sumatriptan bei mehr als doppelt so vielen Patienten der Anfall innerhalb von 24 Stunden zurück.4
DOSISEMPFEHLUNG: Die Dosierung von Serotoninagonisten erscheint willkürlich im Plateau der Wirksamkeit gewählt. Bei Sumatriptan werden
neben 100 mg auch 50 mg (a-t 1 [1996], 15) und 25 mg als ausreichend wirksam empfohlen. Entsprechendes gilt
anscheinend auch für Zolmitriptan, das statt der in Studien überwiegend geprüften 5-mg-Dosis nun zu 2,5 mg pro Dosis angeboten wird.
STÖRWIRKUNGEN: In einer Langzeitstudie klagen Anwender häufig über Schwäche (18%), Übelkeit (15%), Somnolenz,
Schwindel und Parästhesien (jeweils 14%). Bei bis zu 2% werden klinisch relevante Laborveränderungen genannt, jedoch nicht näher
erläutert.5 Vor allem bei älteren Patienten kann der Blutdruck vorübergehend ansteigen.6 Über Schwere-, Druck- oder
Engegefühl in Hals-, Nacken- und Brustbereich ("Triptan-Syndrom") wird berichtet. Zolmitriptan und Sumatriptan verengen wie auch
Mutterkornalkaloide die Koronararterien und können Angina pectoris auslösen oder verstärken sowie Herzinfarkte provozieren. Frauen nach der
Menopause, Männer über 40 Jahre und Personen mit Risikofaktoren für eine koronare Herzkrankheit (z.B. Raucher) dürfen Zolmitriptan nur
einnehmen, wenn zuvor eine Herz-Kreislauf-Erkrankung ausgeschlossen wurde.6
KOSTEN: Verglichen mit der seit Mai 19977 von Glaxo Wellcome empfohlenen Einstiegsdosis von 50 mg Sumatriptan (IMIGRAN, 16 DM) kosten 2,5 mg
Zolmitriptan (ASCOTOP, 20 DM) 25% mehr. Im Vergleich zu 25 mg Sumatriptan (8 DM) ist es 150% teurer. Ein Kostenvorteil von 30% ergibt sich lediglich
gegenüber der früher üblichen Sumatriptan-Dosis von 100 mg (29 DM).
FAZIT: Zenecas Versuch, mit Zolmitriptan (ASCOTOP) den älteren Serotoninagonisten Sumatriptan (IMIGRAN) in der Linderung akuter
Migräneattacken zu übertreffen, überzeugt nicht: Relevante Unterschiede in Wirksamkeit oder Verträglichkeit lassen sich nicht
feststellen.
Lediglich im Vergleich mit der überhöhten Sumatriptan-Dosis von 100 mg ist Zolmitriptan preiswerter. Werden jedoch die ebenfalls wirksamen
Sumatriptan-Dosierungen von 50 mg bzw. 25 mg zugrunde gelegt, kostet die Neuerung 25% bis 150% mehr.
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