Entzugssyndrom nach zehn Tramadol (TRAMAL u.a.)-Infusionen: Eine 34jährige Frau aus dem süddeutschen Raum wird wegen eines Bandscheibenvorfalls stationär aufgenommen. Sie war als Teenager heroinsüchtig, danach bis zum 31. Lebensjahr alkoholabhängig und seitdem abstinent. Unter der Behandlung mit insgesamt zehn Tramadol (TRAMAL u.a.)-Infusionen zu 100 mg, Diclofenac (VOLTAREN u.a.), Tetrazepam (MUSARIL u.a.) und anderen Mitteln ist sie schmerzfrei und "fast euphorisch gestimmt". Nach der Entlassung leidet sie unter "Zittern, Schweißausbrüchen, Schwindelgefühl und vor allem einem nahezu unwiderstehlichen Verlangen nach Alkohol, das drei Wochen anhält". Wie der nachbehandelnde Arzt einer Fachklinik für suchtkranke Frauen vermutet, handelt es sich um ein akutes Entzugssyndrom, ausgelöst durch das opiatartige Analgetikum: "Obwohl der Konsum von Opiaten bereits 15 Jahre zurückliegt, konnten relativ wenige Infusionen eine körperliche Abhängigkeit auslösen. Der akut ausgelöste Suchtdruck (Craving) richtete sich auf das zuletzt eingenommene Suchtmittel Alkohol. Der Vorfall unterstreicht die Notwendigkeit einer lebenslangen Abstinenz. Er zeigt, wie austauschbar Suchtmittel für Abhängige sind... Vor der Infusionsbehandlung mit zentral wirksamen Analgetika sollte gezielt nach einer früheren Opiat-Sucht gefragt werden, ... damit ggf. Vorsorge gegen einen Rückfall getroffen werden kann" (NETZWERK-Bericht Nr. 9055). |
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