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Kurz und bündig

Auto fahren unter Opioiden? Müdigkeit, Schwindel und Benommenheit zu Beginn einer Opioidtherapie nehmen erfahrungsgemäß nach wenigen Wochen stabiler Behandlung ab. Die starken Schmerzmittel beeinträchtigen nicht zwangsläufig die Fahrtüchtigkeit: Bei 24 Patienten, die wegen einer Krebserkrankung täglich 60 bis 1.100 mg (durchschnittlich 200 mg) retardiertes Morphin (MST RETARD u.a.) seit mindestens 14 Tagen in gleichbleibender Dosierung einnehmen, wirkt sich die Therapie im Vergleich zu Probanden ohne Opioide nur marginal auf die Fahrtüchtigkeit aus (SMITH, A. M.: Brit. Med. J. 312 [1996], 56). Werden mit Hilfe eines Fahrsimulators und Daueraufmerksamkeitstests Reaktionen unter Einnahme von Opioiden, Benzodiazepinen oder Alkohol bei Blutspiegeln über 0,8 Promille mit denen einer medikamentenfreien Kontrollgruppe verglichen, schneiden über 50-jährige der Opioidgruppe gleich gut ab wie altersentsprechende gesunde Teilnehmer. Bei jüngeren Patienten unter Opioiden lässt sich dagegen eine verlangsamte Bremsreaktion nachweisen. Dosierung und analgetische Potenz der verwendeten Opioide bleiben ohne Einfluss auf das Ergebnis. Am langsamsten reagieren Benzodiazepin-Anwender (STRUMPF, M. et al.: Schmerz 11 [1997], 233; ati d). In der Einstellungsphase auf ein Opioid, bei Dosisanpassung sowie bei schlechtem Allgemeinzustand ist dringend vom Auto fahren abzuraten. Aus juristischer Sicht gibt es eine Fürsorge- und Warnpflicht, jedoch keine Hinderungspflicht. Unter stabiler Opioidtherapie lässt es sich, entgegen bestehender Rechtsprechung, bei geeigneten Personen rechtfertigen, das Führen eines Kraftfahrzeugs zuzulassen (WILLWEBER-STRUMPF, A. et al.: Internist 36 [1995], 1092).


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