Innerhalb von sechs Monaten nach Beginn der Einnahme des Proteasehemmers Indinavir (CRIXIVAN) zusätzlich zu den Nukleosidanaloga
Zidovudin (RETROVIR) und Lamivudin (EPIVIR) bilden sich bei einem 34-jährigen Fettmassen im Nacken und an den Schultern aus, erinnernd an einen
Büffelnacken. Ein CUSHING-Syndrom wird ausgeschlossen. Die HIV-RNA liegt unterhalb der Nachweisgrenze. Der junge Mann setzt die Einnahme der Mittel
fort, ohne dass die Lipomatose zunimmt.1
Auf einem Kongress in Chicago Anfang Februar beschreiben mehrere Kliniker ebenfalls Fettansammlungen in Form von Beulen und Höckern an Schultern,
Rücken und Bauch ("CRIXI-Bauch", "Protease-Wanst"), zumeist in Verbindung mit Indinavir, aber auch mit anderen Proteasehemmern.
Eine Ärztin berichtet über mehrere Patienten, die Fettgeschwülste nach alleiniger Einnahme von Nukleosidanaloga entwickelt haben. Die
Ablagerungen sollen ein vorwiegend kosmetisches Problem darstellen, können aber auch Schmerzen verursachen. Sie bilden sich bei einem von zwei
Patienten innerhalb einiger Wochen nach Absetzen zurück.2,3
Der FDA liegen 21 Berichte über lokale Fettansammlungen nach mindestens zweimonatiger Einnahme von Proteasehemmern vor.2 Auch Umverteilungen von
Fettgewebe sind beschrieben. Die Störwirkung scheint häufiger aufzutreten, wird bei leichter Ausprägung aber oft übersehen oder als
erwünschter Therapieeffekt (Gewichtszunahme) fehlgedeutet. Die Ursache bleibt offen. Gutartige symmetrische Lipomatosen kommen bei männlichen
Alkoholikern vor und werden auch mit Glukoseintoleranz, Hyperlipidämie, Hyperurikämie und Polyneuropathien in Verbindung gebracht. 1
1 | HENGEL, R. L. et al.: Lancet 350 (1997), 1596 |
2 | Scrip 2307 (1998), 21 |
3 | MANN, M. et al. (Abstract): 5th Conference on Retrovirus and Opportunistic Infections, 1.-5.
Febr. 1998, Chicago |
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