Was ist Ihnen über Importarzneimittel bekannt? Sind diese automatisch hier zugelassen? Gibt es Listen dieser Mittel? Ist mit Importen
eine Kostenersparnis möglich oder sinnvoll? Ist die Zusammensetzung anders als hierzulande?
Dr. J. DOGS
D-77654 Offenburg
Mit jährlich 800 Millionen DM (Apothekenabgabepreis) entfallen 1,6% des Umsatzes der in Apotheken verkauften Medikamente auf Importe. Für die
Zulassung dürfen sich Importeure auf die Unterlagen der inländischen Produkte beziehen. Der Bundesverband der Arzneimittel-Importeure (BAI; Fax 0221
-93192-20) gibt Auskunft über Mitgliedsfirmen.
Auf Grund des 1993 zwischen den Spitzenverbänden der Krankenkassen und Apotheker geschlossenen Rahmenvertrages soll in Apotheken ein
Importpräparat abgegeben werden, sofern ein solches unter gleichem Namen* mindestens 10% und mindestens 1 DM preiswerter angeboten wird als die
Inlandversion. Die Kassen kontrollieren dies jedoch nicht konsequent. Wer wünscht, dass der Patient ein Importprodukt oder das Original erhält, sollte dies
auf dem Rezept vermerken.
Mit rund 120 Millionen DM im Jahr werden derzeit durch Importe nur relativ geringe Einsparungen realisiert. Der BAI beziffert das mögliche Volumen auf
über 600 Millionen DM. Dabei kosten die meisten Importarzneimittel lediglich 10% bis 15% weniger als die Originale. Sie lohnen sich nur für
patentgeschützte Produkte. Sobald Generika in den Handel kommen, sind diese meist deutlich preiswerter. So werden beispielsweise 30 Tabletten mit 20 mg
Tamoxifen als Import (Eurim, Kohl u.a.) 10% günstiger angeboten als inländisches NOLVADEX, Nachfolgeprodukte aber bis zu 50% (Aliud, Hexal u.a.; vgl.
a-t 9 [1996], 88).
Unterschiede in der Packungsgestaltung können bei Patienten zu Irritation führen, vor allem, wenn sie bei Dauertherapie verschiedene Importversionen
erhalten. Abweichungen bei Hilfsstoffen sind meist wenig relevant. Multinational arbeitende Konzerne, deren Produkte vor allem für (Re-)Importe in Frage
kommen, haben oft zentrale Produktionsstätten, die mehrere Länder bedienen. Ausländische Unternehmen erzielen in Deutschland bereits einen
Marktanteil von 50%. Produzent und Produktionsort müssen hierzulande nicht deklariert werden (a-t 9 [1997], 93).
So bleibt verborgen, dass manche "heimische" Ware in Wirklichkeit importiert ist. Aus der in Österreich vorgeschriebenen Deklaration geht
beispielsweise hervor, dass das SIMVASTATIN-Präparat ZOCORD in den Niederlanden produziert wird und die Ranitidin-Tabletten ZANTAC in
Großbritannien, -Red.
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Durch Namensvariationen versuchen Firmen, Importe zu verhindern. Weitere Strategie: unterschiedliche Darreichungsform. So
scheint vorgesehen zu sein, in Hochpreisländern ANTRA Kapseln durch Pellet-Tabletten (MUPS) zu ersetzen, nicht jedoch in
Südeuropa.
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