Vorsicht! Massive Verlängerung der PTT unter Nadroparin (FRAXIPARIN) bei Adipositas: Ein 37-jähriger übergewichtiger Mann (100 kg, Body-Mass-Index 35 kg/m²) mit rezidivierenden Thrombophlebitiden wird wegen akuter Lungenembolie bei tiefer Becken- und Beinvenenthrombose stationär aufgenommen. Er erhält eine Woche lang eine Thrombolyse mit Urokinase (ACTOSOLV u.a.) sowie gleichzeitig unfraktioniertes Heparin (LIQUEMIN N u.a.) in therapeutischer Dosierung. Die Antikoagulation wird anschließend mit dem fraktionierten (niedermolekularen) Heparin Nadroparin (FRAXIPARIN) gemäß Herstellerangaben in körpergewichtsadaptierter Dosis von zweimal 0,9 ml/Tag fortgeführt. Innerhalb von fünf Tagen erhöht sich die PTT auf über 180 Sekunden (normal unter 40 Sekunden). Nach Reduktion der Dosis auf zweimal 0,6 ml Nadroparin beträgt die PTT 44 Sekunden. Die Nierenfunktion ist normal, weitere Begleiterkrankungen bestehen nicht. Andere gerinnungsaktive Medikamente werden nicht verwendet (Bremer Modell/NETZWERK-Bericht 9720). Im Vergleich zu unfraktionierten Heparinen hemmen fraktionierte den Faktor Xa mehrfach stärker als Thrombin. Durch Laborkontrollen kann die gerinnungshemmende Wirkung fraktionierter Heparine allenfalls abgeschätzt werden. Routinemäßige Kontrollen der Gerinnungsparameter wie Anti-Xa-Aktivität oder PTT werden nicht empfohlen. Andererseits kann eine Verlängerung der PTT unter niedermolekularen Heparinen als sicheres Zeichen einer Überdosierung mit Blutungsgefahr angesehen werden. Wird allein bezogen auf das Körpergewicht dosiert, sind bei Adipösen massive Überdosierungen möglich: Da sich die hydrophilen Heparine schlecht im Fettgewebe verteilen, liegen die Plasmaspiegel trotz gleicher Dosis pro kg Körpergewicht höher als bei gleichgewichtigen nicht-adipösen Personen. Den bisher publizierten klinischen Studien zur Therapie von Venenthrombosen ist nicht zu entnehmen, wie häufig PTT-Verlängerungen unter fraktionierten Heparinen auftreten. Trotz mehrfacher Nachfrage sind auch vom Hersteller Sanofi keine entsprechenden Daten zu erhalten. Hinweise auf die Gefahr von Überdosierung und damit verbundene Blutungen bei adipösen Patienten fehlen in der Fachinformation, - Red. |
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