Gibt es Erfahrungswerte zur Anwendung oraler Hyposensibilisierungslösung, besonders im Vergleich zu der subkutanen
Hyposensibilisierung?
B. FRANK (Apothekerin)
D-31234 Edemissen
Ein Nutzen der subkutanen Hyposensibilisierung lässt sich vor allem für Insektenstichallergiker nachweisen. Beschwerden eines allergischen Asthmas
sollen verringert werden.1 Ein Nutzen bei Asthma steht auf Grund neuerer negativer Studien, hoher Kosten und lebensbedrohlicher
Unverträglichkeitsreaktionen (a-t 8 [1988], 74; 10 [1988], 90) jedoch in Frage.2
Von der oralen Hyposensibilisierung verspricht man sich bessere Patientencompliance und Verträglichkeit. Heutzutage wird statt der in den 80-er Jahren
üblichen darmlöslichen Kapseln meist die sublingual/-orale Anwendung propagiert: Wässrige Allergenextrakte werden im Mund gehalten und sollen
möglichst über die Mundschleimhaut absorbiert werden. Kontrollierte Studien liegen nur für die Anwendung bei Heuschnupfen und mildem
allergischen Asthma vor. Die Ergebnisse sind widersprüchlich; das Design positiver Studien häufig zu beanstanden (keine Intention-to-treat-Analyse, kleine
Patientenzahl, kurze Untersuchungszeit). Verglichen mit Plazebo sollen sich Beschwerden in einigen Untersuchungen um durchschnittlich die Hälfte
bessern3 und Begleitmedikamente teilweise reduziert werden können. Im Vergleich mit subkutaner Hyposensibilisierung schneidet die orale
Behandlung jedoch schlechter ab.3 Vergleichsuntersuchungen zu antiallergischer Behandlung mit Kortikoiden oder Cromoglizinsäure (INTAL u.a.) finden wir
nicht. Mit unerwünschten Wirkungen wie bei subkutaner Hyposensibilisierung muss gerechnet werden. Asthma kann neu auftreten, Angioödeme und
anaphylaktische Reaktionen kommen vor.4,5 Unterschiedliche Allergenmengen und Dosiseinheiten erschweren die Vergleichbarkeit der Studien. Auf Grund
der unzureichend belegten Wirksamkeit und nicht nachvollziehbarer Wahl der Dosierungen erscheint uns die orale Hyposensibilisierung außerhalb von Studien
nicht empfehlenswert, -Red.
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