Seit Markteinführung des amfetaminartigen Raucherentwöhnungsmittels Bupropion (Amfepramon; ZYBAN) Mitte 2000 wurden in
Großbritannien 3.457 Berichte zu Störwirkungen in Verbindung mit der Einnahme erfasst.1 Dies entspricht ohne Berücksichtigung einer
Dunkelziffer einem Bericht auf 80 Anwender.
18 Menschen verstarben in Großbritannien in Verbindung mit Bupropion. In Kanada wurden bereits vor einem Jahr drei Tote verzeichnet (a-t 2000; 31: 59-60).2 In Deutschland ist ein Todesfall erfasst. Der 68-jährige Mann hätte das Mittel
nicht bekommen dürfen, wird eine Sprecherin von GlaxoSmithKline zitiert.3 Er litt an arterieller Hypertonie und Herzinsuffizienz. In der aktuellen
Fachinformation4 finden wir allerdings keine entsprechende Gegenanzeige.
Der Hersteller verweigert uns nähere Auskünfte zu den Todesfällen: Daten hierzu werden "grundsätzlich nur den Behörden zur
Verfügung gestellt".5 Die Firma verstößt damit unseres Erachtens gegen ihre Informationspflicht. Nach höchstrichterlichen
Entscheidungen beispielsweise zu ESTIL (a-t 1985; Nr. 9: 72-3) haben Hersteller bei begründetem Verdacht alle Risikoinformationen öffentlich zu machen
und Anwender und Verbraucher zu warnen. GlaxoSmithKline spielt hingegen die potenzielle Bedrohung durch ZYBAN gezielt herab. Die Firma verweist auf
"andere Faktoren, andere Erkrankungen und andere Arzneimittel" als mögliche Ursachen und verschweigt dabei, dass üblicherweise nur 1%
bis 2% der Ereignisse tatsächlich gemeldet werden.
Der Nutzen von Bupropion ist unzureichend belegt (a-t 2000; 31: 59-60). Die Risiken sind jedoch beträchtlich:
Neben Herzinfarkt und Schlaganfall kommen Krampfanfall, Halluzinationen, Psychose, Suizidgedanken u.a. vor, die zum Teil der amfetaminartigen Wirkstruktur des
Mittels entsprechen. Unter den britischen Meldungen fallen Schlafstörungen (n=459), Kopfschmerzen (323), Angioödem (266), Depression (183), Angst
(161), Brustschmerzen (136), Agitiertheit (108), Arthralgie (82) und Krampfanfälle (174) auf.1
Psychische Störungen unter Bupropion können die Klinikaufnahme erforderlich machen. So müssen zwei Patienten mit Halluzinationen, über
die unserem NETZWERK berichtet wird, wegen Unruhe (Bericht 10.648) bzw. Erregungszustand und weiterer Störwirkungen (10.703) stationär
aufgenommen werden. Eine 47-jährige Frau leidet unter Unruhe, Angstattacken, Depersonalisierungserlebnissen und Suizidgedanken (10.465).
FAZIT: Eine angemessene Aufklärung der Verbraucher über das Gefährdungspotenzial von ZYBAN ist angesichts der Weigerung des
Herstellers, Fachkreise über die Risiken gewissenhaft zu informieren, derzeit nicht möglich. Der Nutzen des Mittels ist unzureichend belegt. Wir raten daher
von der Verordnung ab.
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