Blutzucker-Selbstkontrolle bei Typ-2-Diabetes meist überflüssig, aber teuer: 1999 wurden über öffentliche Apotheken
Blutzuckerteststreifen im Gesamtwert von 850 Millionen DM (Apothekenabgabepreis) verkauft. ACCUTREND-Teststreifen gehörten 2000 zu den zehn
kostenträchtigsten Pharmaprodukten (a-t 2000; 31: 81-2). Deutschland ist derzeit in Europa der größte
Markt für Blutzuckermessgeräte und Zubehör. Das Geschäft mit den Teststreifen ist so lukrativ, dass die Unternehmen bereits dazu
übergehen, die Geräte zu verschenken, um sich ihren Umsatzanteil an den Streifen zu sichern. Die meisten Teststreifen dürften Patienten mit Typ-2
-Diabetes verordnet werden, die etwa 90% der Diabetiker ausmachen. Eine Verbesserung der Therapie durch Blutzuckerselbstkontrolle ist bei der Mehrzahl dieser
Patienten nicht zu erwarten. Eine Metaanalyse randomisierter Studien bei Typ-2-Diabetes bestätigt erneut, dass die Blutzuckerselbstmessung allein keinen
Einfluss auf die Qualität der Therapie hat. Das durchschnittliche HbA1c in den Interventionsgruppen unterscheidet sich nicht von dem in den
Vergleichsgruppen ohne Selbstmessung. Blutzuckermessung schneidet nicht besser ab als Tests auf Urinzucker. In keiner der Studien waren die Teilnehmer
angehalten und geschult, die Therapie entsprechend den Testergebnissen zu verändern (COSTER, S. et al.: Diabet. Med. 2000; 17: 755-61/ ati d). Für
die Mehrzahl der Typ-2-Diabetiker stellt die Senkung des HbA1c ohnehin kein Therapieziel dar. Ob straffere Blutzuckereinstellung Altersdiabetiker vor Herzinfarkt
oder Schlaganfall schützt, ist nicht gesichert. Ein geringfügiger Nutzen im Sinne der Vorbeugung mikrovaskulärer diabetischer Folgeerkrankungen ist
zudem nur für unter 65-jährige Typ-2-Diabetiker zu erwarten (a-t 1998; Nr. 10: 88-90). Für die meisten Patienten bedeutet die Blutzucker-
Selbstmessung daher eine unnötige Belastung, für die Kostenträger erhebliche Ausgaben, -Red.
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