Was ist von dem behaupteten Vorteil der "Virosomentechnik" des Hepatitis-A-Impfstoffs EPAXAL zu halten?
Dr. U. HERBERHOLD (Facharzt für Allgemeinmedizin)
D-66583 Spiesen-Elversberg
Die Hepatitis-A-Vakzine EPAXAL (Niddapharm) ist identisch mit HAVPUR (Chiron Behring). Beide werden vom Schweizerischen Serum & Impfinstitut Bern hergestellt.
Ältere Hepatitis-A-Impfstoffe wie HAVRIX oder VAQTA enthalten Aluminiumhydroxid. Durch Adsorption an diesen Hilfsstoff werden Antigene verzögert
freigesetzt und interagieren so länger mit den Abwehrzellen. Das Aluminiumsalz löst auch lokale Entzündungsreaktionen aus. Dadurch werden zwar
vermehrt Immunzellen angelockt und Antikörper gebildet, das Gewebe im Impfgebiet wird jedoch zusätzlich gereizt. In den beiden neueren Impfstoffen
binden die Viruspartikel an synthetische Liposomen. Von der kugelförmigen Anordnung der Antigene und der Koppelung an einen Oberflächenbestandteil
des Influenza-Virus (Hämagglutinin) erhoffte man sich eine verstärkte Immunantwort ("immunopotenzierende rekonstituierte Influenza-
Virosomen"). Verzicht auf Aluminium soll die lokale Verträglichkeit bessern.1
Nur in einer vollständig veröffentlichten Studie werden Wirksamkeit und Verträglichkeit mit einem kommerziell erhältlichen Aluminium-
haltigen Impfstoff (HAVRIX) verglichen. 298 seronegative Probanden erhalten entweder 500 RIA-Einheiten virosomalen Impfstoff oder verteilt auf beide
Oberarme 1.440 ELISA-Einheiten HAVRIX. Bei 70% der Probanden wird die Impfung zwölf Monate später durch eine Injektion aufgefrischt. In der
Gruppe mit virosomaler Vakzine werden sowohl nach vier Wochen als auch nach 13 Monaten signifikant weniger Antikörper gebildet. Unabhängig von
der Art des Impfstoffes haben jedoch nach vier Wochen mehr als 90% und nach 13 Monaten alle Studienteilnehmer als schützend geltende Antikörpertiter
von mindestens 20 mIU/ml.2 Klinische Endpunkte werden nicht erfasst.
Lokale Störwirkungen wie Schmerz, Schwellung und Verhärtung treten nach der Erstimpfung in der Gruppe mit Aluminiumadjuvans häufiger
auf (66% versus 17%), nicht aber nach der Auffrischung.2 Weil aber üblicherweise die gesamte HAVRIX-Dosis nur an einer Stelle injiziert wird,
lassen sich diese Erfahrungen nicht auf die Praxis übertragen.
Ein Vorteil für die virosomalen Impfstoffe ist somit nicht belegt. Wie die Virosomen die Immunantwort beeinflussen, lässt sich anhand der
Studie nicht abschätzen. Auch der Virus-Impfstamm, die Antigendosis und das Konservierungsmittel unterscheiden sich.
Während die Aluminium-haltigen Vakzinen auch als dosisreduzierte Kinderzubereitungen angeboten werden (HAVRIX 720, VAQTA K), wird bei dem
virosomalen Impfstoff nicht zwischen Erwachsenen- und Kinderdosis unterschieden.
Die Kosten der virosomalen Vakzine (EPAXAL, HAVPUR; beide 99,97 DM) sind mit rund 100 DM etwa gleich hoch wie die der Erwachsenendosis von
HAVRIX (106,62 DM, als Import knapp 96 DM) oder VAQTA (103,17 DM), aber mehr als 40% teurer als die Aluminium-haltigen Kinder-Impfstoffe HAVRIX 720 (70,66
DM) und VAQTA K (68,31 DM).
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