Ich werde zur Zeit mit Forderungen nach Rezepten über Teufelskralle-Medikamente bedrängt, mit den üblichen werbewirksamen
Pseudo-Argumenten. Erbitte Ihre Hilfe: Wo finde ich Informationen?...
Dr. med. G. SAKELLARI-COLMANT
D-74376 Gemmrigheim
Das Sesamgewächs Teufelskralle (Harpagophytum procumbens; JUCURBA u.a.) stammt aus dem südwestlichen Afrika. Laut
Aufbereitungsmonografie sollen sich Zubereitungen aus der Wurzel zur unterstützenden "Therapie degenerativer Erkrankungen des
Bewegungsapparates" eignen. Wesentliche Bestandteile sind Glykoside wie Harpagosid. Ein Wirkmechanismus ist nicht bekannt. Bei den bisher üblichen
Wildsammlungen sind wiederholt Beimischungen von Fremdbestandteilen vorgekommen.1
Wir finden zwei vollständig veröffentlichte randomisierte klinische Studien. In einer vierwöchigen Untersuchung nehmen 197 Patienten mit
unspezifischen Rückenschmerzen dreimal täglich 200 mg oder 400 mg Teufelskrallenextrakt (entsprechend 17 mg Harpagosid pro 200 mg Extrakt) oder
Plazebo ein. In der letzten Studienwoche geben bei täglicher telefonischer Befragung in den Verumgruppen mehr Teilnehmer an, fünf Tage lang
schmerzfrei zu sein (9% bzw. 15%), als unter Plazebo (5%). Die anderen Studienendpunkte, Arhus-Schmerzindex und Tramadol (TRAMAL u.a.)-Verbrauch,
unterscheiden sich jedoch nicht signifikant.2 Die widersprüchlichen Ergebnisse reichen unseres Erachtens für einen Nutzenbeleg nicht aus.
Ärgerlicher Aspekt der Studie: Zur Information über unerwünschte Wirkungen muss eine fehlerhaft angegebene Internetadresse3 aufgerufen
werden.
Bei 122 Patienten mit Arthrose lindern täglich 2.610 mg Harpagophytum die Schmerzen nicht besser als 100 mg Diacerein (z.B. ART 50 [Frankreich]) pro
Tag.4 Die Wirksamkeit dieses Antiphlogistikums gilt jedoch als fraglich.5 Schade: Besonders im Phytopharmakabereich werden Ressourcen
für fragwürdige Studien vergeudet. Aussagefähig wäre ein Vergleich mit einer etablierten Therapie. In zwei systematischen Übersichten zur
Wirksamkeit von Phytopharmaka bei rheumatoider Arthritis und Arthrose werden Studien mit Teufelskralle nicht berücksichtigt.6,7
Häufige Störwirkungen sind allergische Reaktionen, Magenbeschwerden und vegetative Kreislaufreaktionen.2 Eine wehenanregende
Wirkung wird diskutiert (vgl. a-t 1987; Nr. 3: 28-9).8 Laut Fachinformationen soll Teufelskralle bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie
während Schwangerschaft und Stillzeit nicht eingenommen werden. Bei empfohlenen Dosierungen von 960 mg bis 2.400 mg pro Tag betragen die monatlichen
Kosten 30 DM bis 115 DM.
Angesichts der unzureichenden Datenlage kann auf Teufelskralle-Präparate verzichtet werden.
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