Das Serotonin-Syndrom, eine potenziell lebensbedrohliche Folge serotonerger Überstimulation des Zentralnervensystems, äußert sich mit
Verwirrtheit, Hypomanie, Koordinationsstörungen, Erregtheit, Muskelkrämpfen, Tremor, gesteigerten Reflexen, Schwitzen, Schüttelfrost, Durchfall und
Fieber (a-t 1995; Nr. 5: 55).
Wenig bekannt ist, dass auch opioidartig wirkende Analgetika wie Tramadol (TRAMAL u.a.) das Syndrom verursachen können. Aus Australien kommen sechs
Berichte.1 Vier Patienten haben zeitgleich Antidepressiva eingenommen, die die Serotonin-Konzentration steigern: die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
Citalopram (SEPRAM u.a.), Clomipramin (ANAFRANIL u.a.) bzw. Sertralin (ZOLOFT u.a.) oder den selektiven Monoaminoxidase-Hemmer Moclobemid (AURORIX
u.a.). Ein Patient hat zeitgleich Johanniskraut (JARSIN u.a.) verwendet, das möglicherweise die Serotonin-Konzentration erhöht,1 ein weiterer
ausschließlich hoch dosiertes Tramadol (400 mg).
In Fachinformationen von Tramadol-Produkten fehlen Hinweise auf das Serotonin-Syndrom als Störwirkung.2 Das Analgetikum kann die Aufnahme
von Serotonin in Neurone hemmen.3 Wegen der Gefahr epileptischer Anfälle ist der gleichzeitige Gebrauch von selektiven Serotonin-
Wiederaufnahmehemmern, trizyklischen Antidepressiva und Neuroleptika zu vermeiden. Die parallele Behandlung mit Monoaminoxidase-Hemmern ist in Deutschland
kontraindiziert.2 Auch Opioide wie Pethidin (DOLANTIN u.a.), Pentazocin (FORTRAL) und das als Hustenstiller verwendete Dextromethorphan
(NEOTUSSAN u.a.) können das Serotonin-Syndrom auslösen.4,5
Vorsicht ist bei hohen Tramadol-Dosierungen angebracht sowie bei Komedikation mit Arzneimitteln, die die Konzentration von Serotonin im Gehirn erhöhen
können. Tritt das Syndrom auf, bewirkt sofortiges Absetzen aller serotonergen Arzneimittel meist Besserung innerhalb von 6 bis 12 Stunden. Symptomatische
Maßnahmen - insbesondere bei hohem Fieber - können jedoch erforderlich werden.5
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