Hydrokortison senkt Mortalität beim septischen Schock: Seit Jahrzehnten werden Glukokortikoide für die Therapie der Sepsis
und des septischen Schocks geprüft. Sie sollen überschießende entzündliche Reaktionen unterdrücken, die Verlauf und Prognose der
Sepsis entscheidend beeinflussen. Mehrere große kontrollierte Studien erbrachten jedoch keinen Nutzen, andeutungsweise sogar Schäden in Verbindung
mit hohen Dosierungen. Jetzt verzeichnet eine französische Gruppe beachtliche Erfolge durch Substitution von Glukokortikoiden und Mineralokortikoiden bei
schwerem septischen Schock mit relativer Nebenniereninsuffizienz. In 19 Intensiveinheiten erhalten 299 Patienten (übliche Sepsiskriterien, Schocksymptome
seit weniger als acht Stunden, Beatmung, Organversagen) sieben Tage lang viermal täglich 50 mg Hydrokortison i.v. (HYDROCORTISON HOECHST u.a.) plus
50 mg Fludrokortison (ASTONIN-H u.a.) per Sonde oder Plazebo. Vor der Behandlung wird ein Stimulationstest mit Corticotropin (SYNACTHEN) durchgeführt,
dessen Ergebnis aber erst nach Therapiebeginn bekannt wird. Die Mortalität nach 28 Tagen liegt bei Patienten mit negativem Stimulationstest (primärer
Endpunkt) unter Substitution niedriger als unter Scheinmedikament (53% versus 63%). Krankenhaus- und Intensivmortalität sind ebenfalls reduziert. Die
Sterblichkeit ist auch nach einem Jahr tendenziell noch geringer (68% vs. 77%). Patienten mit positivem Stimulationstest, also mit intakter Nebennierenfunktion,
profitieren nicht von der Substitution, vertragen sie jedoch. Bei der Mehrheit der Patienten (77%) fällt der Test aber überraschenderweise negativ aus.
Erschöpfung der Nebennierenreserve scheint damit bei schwerem septischen Schock häufiger vorzukommen als vermutet (ANNANE, D. et al.: JAMA
2002; 288: 862-71). Die Ergebnisse stehen im Einklang mit kleineren Studien der letzten Jahre, in denen physiologische Hydrokortison-Dosierungen bei septischem
Schock Kreislaufstabilisierung und Verkürzung der Katecholaminabhängigkeit erkennen lassen. Weitere Untersuchungen zur genaueren
Charakterisierung, welche Patienten von der Kortikoid-Substitution profitieren, zur Auswahl und optimalen Dosis des Kortikoides sowie zur Kombinierbarkeit mit
anderen Therapie-Strategien (aktiviertes Protein C, strenge Blutzuckerkontrolle) sind erforderlich. Wegen seiner schlechten Prognose scheint beim septischen
Schock mit Organversagen der frühzeitige Behandlungsbeginn mit Hydrokortison und Fludrokortison (nach einem Corticotropin-Test) aber gut begründet.
Fällt der Stimulationstest positiv aus, kann die Therapie abgebrochen werden (ABRAHAM, E., EVANS, T.: JAMA 2002; 288: 886-7).
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