Taxane nicht mehr erste Wahl beim Ovarialkarzinom: Eine GOG*-Studie ließ 1996 beim metastasierenden Ovarialkarzinom ein relevant
besseres progressionsfreies und Gesamt-Überleben erkennen, wenn in der Initialtherapie Cisplatin (PLATINEX u.a.) mit Paclitaxel (TAXOL) statt mit
Cyclophosphamid (ENDOXAN u.a.) kombiniert wird (Mc- GUIRE, W.P. et al.: N. Engl. J. Med. 1996; 334: 1-6). Trotz nicht widerspruchsfreier Datenlage wurden
daraufhin Paclitaxel plus Platinderivat als Standard propagiert. Bei mutmaßlich gleicher Wirksamkeit, aber besserer Verträglichkeit setzte sich die
Kombination des Taxans mit Carboplatin (CARBOPLAT u.a.) durch. Die bisher wohl größte randomisierte Studie bei metastasierendem Ovarialkarzinom
(ICON*3) ergibt jetzt jedoch keinen Vorteil gegenüber Strategien ohne Taxan. In vier europäischen Ländern werden 2.074 Patientinnen mit
Carboplatin plus Paclitaxel oder mit Cyclophosphamid, Doxorubicin (ADRIBLASTIN u.a.) plus Carboplatin (CAP) beziehungsweise nur mit Carboplatin behandelt und
bis zu fünf Jahre lang nachbeobachtet. Paclitaxel plus Carboplatin verbessert gegenüber beiden Kontrollen weder das progressionsfreie Überleben
nach einem Jahr (61,2% vs. 59%) noch das Gesamtüberleben nach zwei Jahren (62,6% vs. 62%). Der Gewinn an progressionsfreier Zeit (median 17,3 vs. 16,1
Monate) und Überlebenszeit (36,1 vs. 35,4 Monate) ist marginal und nicht signifikant. Auch in den vordefinierten Subgruppen (Alter, FIGO**-Stadium,
Tumormasse, Zelltyp und -Differenzierung) lässt sich für die Paclitaxel-Kombination kein Vorteil sichern. Ein klinisch relevanter Unterschied zwischen den
Behandlungen kann ausgeschlossen werden. Separate Vergleiche von Paclitaxel plus Carboplatin mit dem CAP-Regime oder der Carboplatin-Monotherapie ergeben
ebenfalls keine signifikanten Unterschiede bei den Überlebenszeiten, wohl aber für schwerere Störwirkungen (WHO-Grad III/IV). Unter Carboplatin
sind Haarausfall, Fieber und Neuropathie relativ selten (unter 5%). Nach Paclitaxel plus Carboplatin treten dagegen bei 18% Neuropathien auf und - wie unter
Cyclophosphamid/Doxorubicin/Platinderivat - Haarausfall bei etwa 75%. Blutbildungsstörungen sind in allen Gruppen mit ca. 30% gleich häufig. Die
Carboplatin-Monotherapie ist somit wegen besserer Verträglichkeit am günstigsten zu beurteilen. Die Autoren sehen in der Carboplatin-Monotherapie jetzt
den Standard zur initialen Behandlung des metastasierenden Ovarialkarzinoms. Diskrepanzen zu vorherigen Studien werden mit suboptimaler Dosierung erklärt
(ICON-Group: Lancet 2002; 360: 505-15). Paclitaxel dürfte weiterhin beim Ovarialkarzinom einen Stellenwert behalten, als Mittel der Reserve bei Fortschreiten
unter Platinderivaten. Die Ergebnisse sind sicher auch für Krankenhausverwaltungen und Kostenträger von großer Bedeutung.
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