Mit Olmesartan (OLMETEC, VOTUM) ist jetzt der siebte Angiotensin (AT)-II-Antagonist zur Therapie des Bluthochdrucks im Handel. Wie für ein
Nachahmer (Me-too)-Produkt üblich, wird Olmesartan ohne Langzeitstudien zu klinischem Nutzen und Sicherheit eingeführt. Die Werbung
"einfach stark in Wirkung"1 bleibt somit ohne Substanz.
Nach drei nur zusammengefasst publizierten, vom Hersteller gesponserten Studien sollen täglich 10 mg bis 20 mg Olmesartan den Blutdruck
ähnlich senken wie 50 mg bis 100 mg Atenolol (TENORMIN u.a.), aber stärker als 50 mg bis 100 mg Losartan (LORZAAR).2 In einer der beiden
vollständig veröffentlichten Studien wird die in den USA empfohlene höhere Startdosis von 20 mg Olmesartan mit 50 mg Losartan, 80 mg Valsartan
(DIOVAN, PROVAS) und 150 mg Irbesartan (APROVEL, KARVEA) verglichen. Die Neuerung wirkt stärker auf den diastolischen Blutdruck als die drei anderen
Sartane.3
Die Werbung1 zitiert eine Arbeit, nach der nur die blutdrucksenkende Wirksamkeit, nicht aber die Rate der Störwirkungen mit der Dosis
zunehmen soll. Hierbei handelt es sich um eine federführend von Firmenmitarbeitern verfasste Metaanalyse unveröffentlichter plazebokontrollierter
Kurzzeit-Studien,4 mithin um eine Produktpromotion ohne Aussagewert.
Mit AT-II-Blocker-typischen Störwirkungen ist zu rechnen. In klinischen Studien dominiert Schwindel (3%). Schwindel und grippeähnliche
Symptome kommen unter höherer Dosis häufiger vor.5 Ein bisher nicht bei allen Sartanen beschriebener Anstieg der Kreatinphosphokinase (CK)
fällt auf. Deutliche CK-Erhöhung über 1.000 U/l betrifft 1% im Vergleich zu 0,4% unter Plazebo.5 Auch Leberenzyme, vor allem die Gamma-
GT (2,2%), steigen häufig an. Bei 5 Patienten (0,1%) sind Gesichtsödeme (also vermutlich Angioödeme, -Red.) beschrieben.5
In Kanzerogenitätsstudien fallen bei männlichen Ratten neben einer fortschreitenden Nephropathie mit tubulärer Hypertrophie u.a. Tumoren
der Nierentubuli auf, die sich bei keinem Tier der Kontrollgruppe finden. Bei diesen Befunden scheint es sich um einen Klasseneffekt der AT-II-Blocker zu handeln.
Olmesartan könnte in dieser Hinsicht der riskanteste Vertreter der Gruppe sein.5 Obgleich der Tumorbefund bei der FDA eine breite Diskussion
über die potenzielle Kanzerogenität von Olmesartan ausgelöst hat, die bis zum Schluss kontrovers geführt wurde,5 werden die
Bedenken sowohl in der US-amerikanischen als auch in der deutschen Fachinformation verschwiegen.6,7
KOSTEN: Der AT-II-Antagonist Olmesartan (OLMETEC, VOTUM) verteuert die Hochdruckbehandlung mit monatlich 23,30 € für täglich
10 mg gegenüber der Therapie mit dem Betablocker Atenolol (TENORMIN, monatlich 5,60 € für täglich 50 mg; ATENOLOL ACIS, 5,30 €)
auf mehr als das Vierfache. Olmesartan wird knapp 30% billiger angeboten als der älteste AT-II-Blocker Losartan (LORZAAR, monatlich 32,80 € bei
täglich 50 mg).
In der Hochdrucktherapie stehen gut erprobte Arzneimittel zur
Verfügung, in erster Linie Diuretika, Betablocker und ACE-Hemmer.
Ein hinsichtlich Langzeitnutzen und -sicherheit nicht beurteilbares Me-too-Produkt
wie Olmesartan (OLMETEC, VOTUM) aus der Klasse der Angiotensin-II-Blocker, deren therapeutischer Stellenwert derzeit weitgehend offen ist, wird nicht
gebraucht.
Die Frage des kanzerogenen Potenzials von Olmesartan erscheint uns
ungeklärt.
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